Neues Thüringer Schulgesetz: Kleine Schulen müssen sich anpassen, sonst droht die Schließung
Erfurt - Lange wurde über das neue Thüringer Schulgesetz gestritten. Nun treten ab 1. August die letzten Regeln in Kraft. Erstmals greifen damit Vorgaben zu Mindestgrößen von Schulen.
Durch Kooperationen, Erweiterungen und Umwandlungen wird sich die Thüringer Schullandschaft nach den Sommerferien leicht verändern.
Von den 977 Schulen im Freistaat soll eine geschlossen werden, drei weitere sollen an andere Schulen angegliedert werden und eine Bildungseinrichtung soll sich von einer Regel- in eine Gemeinschaftsschule wandeln.
Das geht aus einer Zusammenstellung des Thüringer Bildungsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Ab 1. August greifen in Thüringen neue Regeln im Schulgesetz, die bereits im Jahr 2019 festgeschrieben wurden. Es ist der letzte Teil des novellierten Schulgesetzes, der nun in Kraft tritt.
Ab Sonntag gilt damit in Thüringen eine Mindestanzahl an Schülern und eine Mindestklassengröße, die Schulen vorweisen müssen, um bestehen zu bleiben.
An Grundschulen etwa soll die Eingangsklasse einer neuen Klassenstufe mindestens 15 Schüler haben, jede weitere 14. Grundschulen dürfen einzügig, also mit nur einer Klasse in einer Klassenstufe, laufen.
An Regelschulen und Gymnasien sollen in der Regel mindestens 20 Schüler in einer Klasse lernen. Auch für die anderen Schulformen sind Mindestgrößen festgelegt.
Schulen müssen sich den neuen Gegebenheiten anpassen
In Gera wandelt sich im kommenden Schuljahr die Ostschule von einer Regel- in eine Gemeinschaftsschule. Künftig werden dort also bis zur achten Klasse alle Schüler zusammen lernen und erst dann entscheiden, welchen Schulabschluss sie machen wollen.
Dort sollen aber zunächst nur die Klassenstufen eins bis zehn unterrichtet werden. Seit dem Jahr 2014 bis zum Jahr 2020 ist die Zahl von Gemeinschaftsschulen in Thüringen von 46 auf 70 gewachsen.
Im Landkreis Hildburghausen wird die bisherige Grundschule "Hinternah" eine Filiale der Grundschule Gerhart Hauptmann in Schleusingen. Grund sind seit Jahren sinkende Schülerzahlen.
Mit Kooperationen wie dem sogenannten Filialmodell können Schließungen von Schulen abgewendet werden, die die neuen Anforderungen an ihre Größe nach dem Schulgesetz nicht mehr erfüllen.
Die Gemeinschaftsschule Dünwaldschule in Hüpstedt (Unstrut-Hainich-Kreis) soll erweitert werden um die Primarstufe der Grundschule Hüpstedt. Beide Schulen hatten sich ohnehin schon seit Jahren ein Schulgebäude geteilt. Unterrichtet werden dort die Klassenstufen eins bis zehn.
Schießen muss das Ilmenau-Kolleg in Ilmenau, wo berufserfahrene Erwachsene die allgemeine Hochschulreife nachholen konnten. Laut Ministerium gab es dort schon seit Jahren geringe Schülerzahlen. Im Schuljahr 2020/2021 waren nur neun Schülerinnen und Schüler in der zwölften Klasse.
Titelfoto: Bodo Schackow/ZB/dpa