Polizei ermittelt nach AfD-Kundgebung wegen Übergriff auf Reporter
Erfurt - Nach einer Kundgebung der AfD in Erfurt ermittelt die Polizei wegen eines versuchten Übergriffs auf einen Journalisten.
Es sei ein Verfahren wegen versuchter Körperverletzung gegen einen Teilnehmer der AfD-Veranstaltung am Samstag eingeleitet worden, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag auf dpa-Anfrage. Ein Journalist, der über die Kundgebung berichten wollte, sei attackiert, aber nicht verletzt worden. Dies habe ein Security-Dienst seines Verlages verhindert, der ihn zu seinem Schutz begleitet habe. Nach Angaben der Funke Mediengruppe handelte es sich um einen Reporter der "Thüringer Allgemeinen".
An der AfD-Kundgebung mit der Co-Parteivorsitzenden Alice Weidel (44) und dem Thüringer Landeschef Björn Höcke (51) hatten laut Polizei etwa 1100 Menschen teilgenommen.
Rund 800 Menschen hatten laut Polizei gegen die Kundgebung demonstriert.
Der Thüringer AfD-Landesverband wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.
Ein Bericht eines MDR-Fernsehteams zeigte ein Gerangel zwischen einem Teilnehmer und dem Security-Dienst.
Die Polizei hatte nach Ende der Veranstaltung zunächst nur von einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Versammlungsteilnehmern und einem Pressevertreter berichtet. Eine strafrechtliche Relevanz sei zunächst nicht erkannt worden, hieß es von der Polizei.
Thüringer Politiker bekunden Solidarität mit dem Reporter
Verschiedene Thüringer Politiker, darunter Innenminister Georg Maier (56, SPD), bekundeten ihre Solidarität mit dem Reporter.
"Angriffe auf Journalisten sind Angriffe auf die Demokratie", twitterte Maier. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte einen besseren Schutz von Journalisten.
Ein Sprecher der Funke-Mediengruppe erklärte, nur aufgrund des vom Verlag beauftragten Sicherheitsdienstes sei eine physische Verletzung des Reporters verhindert worden.
"Dass der Einsatz eines Sicherheitsdienstes überhaupt notwendig ist, damit Journalisten ihrer Arbeit nachkommen können, zeigt, wie gefährdet die Pressefreiheit ist", sagte Funke-Sprecher Tobias Korenke.
"Wir verurteilen den Angriff auf einen unserer Reporter während der AfD-Kundgebung auf das Schärfste."
Titelfoto: Bodo Schackow/dpa