Deshalb will Erfurt bald dunkler werden
Von David Hutzler
Erfurt - In Erfurt soll es nachts dunkler werden. Hintergrund der sogenannten Dunkelstrategie ist der Artenschutz, wie Thüringens Landeshauptstadt mitteilte. Von Experten und Naturschützern gibt es dafür Lob. "In Deutschland haben wir viele problematische Lichtstrahlen", sagte Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Daher sei es gut, wenn Städte das Thema angingen.
Schon heute werde in etlichen Kleinstädten, aber auch in größeren Städten wie Gütersloh nachts teils die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, erklärte Kyba. Fulda wurde vor einigen Jahren als "Sternenstadt" ausgezeichnet und hat eine Richtlinie zur Beleuchtung herausgegeben.
In Erfurt arbeiten seit Kurzem mehrere Ämter etwa an der Frage, wo Straßenlaternen gedimmt werden könnten. Lichtverschmutzung habe viele negative Auswirkungen für die Pflanzen- und Tierwelt, hieß es. Es gehe darum, Beleuchtung effizient und zielgerichtet einzusetzen und gegenzusteuern, wenn es zu viel sei. Es gebe aber ein Spannungsfeld, da die Stadt zeitgleich dem Sicherheitsgefühl der Menschen gerecht werden müsse.
Die Akzeptanz ist auch aus Sicht von Kyba ein entscheidender Punkt: "Das Licht ist ein sehr emotionales Thema." Daher halte er den Begriff "Dunkelstrategie" für unglücklich. "Ich sehe die Gefahr, dass sich die Leute beginnen zu fürchten. Und dann fällt es schwer, eine rationale Diskussion zu haben."
Wichtig sei, so viele Menschen wie möglich ins Boot zu holen und zu erklären, was das Ziel ist. In Erfurt soll es nach Stadtangaben eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben.
NABU: Jährlich Milliarden tote Insekten wegen Lichtverschmutzung
Der Naturschutzbund (NABU) Thüringen findet die Pläne in Erfurt gut - mahnt aber auch, Ängste der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen.
Laut NABU-Insektenexperte Ronald Bellstedt sterben jährlich Milliarden Insekten in Deutschland infolge von Lichtverschmutzung. "Lampenkörper wirken oft wie eine Reuse, welche die Insekten fängt", erklärte er. Fledermäuse oder Igel verlören so Nahrung.
Aber auch Vögel, Pflanzen, Fische und Lurche werden nach Angaben der Naturschützer von künstlichem Licht gestört.
Titelfoto: dpa | Hendrik Schmidt