Spektakel mit Glockentransport: Was ein Fest im thüringischen Apolda mit der Domstadt Köln verbindet
Apolda - Am gestrigen Freitag, auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Guss der großen Kölner Domglocke, hat in deren thüringischer Herkunftsstadt Apolda ein Festwochenende anlässlich des Jubiläums begonnen.
Zum Auftakt wurde am Freitagabend eine geschmückte Styropor-Kopie der Petersglocke, auch "Decker Pitter" genannt, durch die Stadt zum Marktplatz gefahren.
Unter eingespielten Klängen der Domglocke zog ein Lanz Bulldog von 1949 die bronzefarbene Kopie vor das Rathaus. Er wurde begleitet von Mitgliedern eines Apoldaer Karnevalsvereins, die mit Lederschürzen und Mützen bekleidet waren wie Glockengießer der damaligen Zeit. Nach Polizeiangaben verfolgten bis zu 2000 Schaulustige das Spektakel.
Die Petersglocke war am 5. Mai 1923 in der Gießerei Ulrich im 400 Kilometer von Köln entfernten Apolda gegossen worden.
In Köln selbst war am Abend eine "Symphonie des Kölner Domgeläutes" mit allen zwölf Domglocken geplant.
Vorbild für die Veranstaltung in Apolda war der beschwerliche Glockentransport im Jahr 1924 von der Gießerei zum Apoldaer Bahnhof, von wo aus ein Zug den 24 Tonnen schweren Koloss nach Köln gebracht hatte.
Nicht nur die Kölner Glocke ist made in Apolda
Ende November 1924 war die Petersglocke im Dom geweiht worden. Ihr Schöpfer Heinrich Ulrich lebte da bereits nicht mehr.
Die Glockengießertradition in Apolda wurde 1722 begründet. Bis Ende der 1980er Jahre wurden in der thüringischen Stadt 20.000 Glocken gegossen und in alle Welt geliefert.
Neben dem wohl bedeutendsten Exemplar für den Kölner Dom fertigten Apoldaer Glockengießer unter anderem auch Glocken für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, für die Leipziger Nikolaikirche, die Kreuzkirche in Dresden und das Glockenspiel im Französischen Dom Berlin.
Titelfoto: Bodo Schackow/dpa