"Ist mir inzwischen wurscht": Kristina Vogel spricht über den Unfallfahrer
Erfurt - Seit Weihnachten ist die querschnittsgelähmte Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel wieder zurück in ihrem Haus in Erfurt. Über den Mann, der sie in den Rollstuhl brachte, spricht sie nun mit gemischten Gefühlen.
Vor mehr als einem halben Jahr war Vogel im Training mit einem niederländischen Nachwuchsfahrer kollidiert. Die beiden krachten mit rund 60 Km/h zusammen, Vogels Rückenmark wurde dabei am siebten Brustwirbel durchtrennt.
Monate der Behandlungen im Unfallkrankenhaus in Berlin folgten, bevor sie gemeinsam mit Freund Michael Seidenbecher wieder nach Hause konnte, um das Eigenheim behindertengerecht umzubauen.
Mit dem Niederländer gab es aber auch bis heute keinen Kontakt, verriet Vogel nun der Bild. "Wenn er wirklich gewollt hätte, hätte er mich erreicht. Aber letztlich ist es mir inzwischen wurscht", sagt sie. Aber die ehemalige Spitzensportlerin zeigt auch Verständnis. "Wenn ich diejenige wäre, die Kristina Vogel in den Rollstuhl gebracht hätte, würde es mir richtig scheiße gehen."
Ob sie ihm die Tür öffnen würde, wenn er plötzlich davor stände, sei eine schwere Frage. Wenn er allerdings so viel Mut aufbringe, um sie zu besuchen, könne man ihn auch reinlassen. Diese Gedanken stehen aber nicht ganz oben auf der Liste der Power-Frau. Denn in den kommenden Monaten will sie so schnell wie möglich genug Kraft aufbauen, um trotz Rollstuhl selbstständig zu leben.
Bisher keine Gedanken an Rückkehr in den Sport
Bis der Umbau des Hauses da komplett fertig ist, muss Freund Michael sie die Treppe hoch tragen, breit genug für den Rollstuhl waren die Türen zum Glück beim Bau schon. Und auch eine Rückkehr in den Leistungssport, vielleicht sogar zu den Paralympics, steht noch in den Sternen.
"Ich komme mit 500-Gramm-Hanteln nicht klar, wie soll ich da an Leistungssport denken? Ich kann und will nicht verlieren", sagt sie zu dem Thema. Früher habe sie 70 Kilo beim Bankdrücken geschafft, nun arbeite sie mit "Besenstielen". Das sei deprimierend, aber aufgeben wird sie auf keinen Fall.
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