Dieser verdammt (un-)dankbare Platz: Thüringer Olympia-Biathletin rührt ihren Bruder zu Tränen

Peking - Olympia verrückt: Die Thüringer Biathletin Vanessa Voigt (24) musste in Peking durch ein tiefes, dunkles Tal schreiten, doch die junge Skijägerin hat sich selbst aus dem mentalen Loch rausgezogen. Am Montag packte sie ihre Karriere-Bestleistung aus - eine, die gefühlstechnisch für all das steht, was Voigt in den letzten Stunden durchgemacht hat. Das lässt auch ihren Zwillingsbruder nicht kalt.

Hat eine Achterbahn der Gefühle hinter sich: Die Thüringer Biathletin Vanessa Voigt (24).
Hat eine Achterbahn der Gefühle hinter sich: Die Thüringer Biathletin Vanessa Voigt (24).  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Man muss kein Fan von Vanessa Voigt sein. Aber, wer für Biathlon glüht, wer den Sport wirklich liebt, dessen Augen dürften nicht trocken geblieben sein - in dem Moment als Vanessa Voigt die Ziellinie überquerte. Und besonders dann, als endgültig klar war, dass die 24-Jährige vom WSV Rotterode Bronze um 1,3 Sekunden verpasst hat.

Magere 1,3 Sekunden! Nicht an irgendeinem dritten Platz, in irgend so 'nem stinknormalen Weltcup-Rennen, ist sie vorbei geschrammt - nein! Es war Olympia-Bronze, das zum Greifen nah, am Ende aber doch so fern war. Neben der Oberwiesenthalerin Denise Herrmann (33), die überraschend Gold holte, hätten zwei deutsche Frauen auf dem Podium stehen können.

"Diese 1,3 Sekunden schmerzen sehr", schreibt die Thüringerin auf Instagram. Auf der anderen Seite fühle sich die "Holzmedaille" wie eine "Goldene" für sie an.

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"Ich kann mir nichts vorwerfen, denn ich habe von Anfang bis Ende alles gegeben und bin überglücklich meine Karrierebestleistung in einem Olympischen Rennen auszupacken", schreibt Voigt, die über 15 Kilometer im Einzel sogar die beste Schlussrunde aller Läuferinnen rausgeholt hatte.

Man könnte fast meinen, das Rennen über 15 km stellte den Höhepunkt von Voigt's persönlicher "Achterbahn der Gefühle" dar. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass die letzten Stunden einfach für mich waren", schreibt sie.

So weit entfernt wie China von der Demokratie

Packt am Montag die bislang beste Leistung ihrer Karriere aus: Biathletin Vanessa Voigt (24) holt über 15 Kilometer Einzel Platz vier.
Packt am Montag die bislang beste Leistung ihrer Karriere aus: Biathletin Vanessa Voigt (24) holt über 15 Kilometer Einzel Platz vier.  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Rückblende: Beim Auftakt-Rennen, der Mixed-Staffel, landet Deutschland am Samstag auf Rang fünf. Startläuferin Vanessa Voigt muss im Gegensatz zum restlichen deutschen Team Strafrunden laufen - insgesamt zwei an der Zahl.

Ausgerechnet die treffsichere Lucky-Voigt ist vom Pech verfolgt. Die Frage, was wäre passiert, wenn, ja wenn Thüringens Shootingstar in Sachen Skijagd, keine Strafrunden hätte laufen müssen, bleibt - wird auf ewig bleiben...

Und die junge Vanessa Voigt? Die erhielt neben aufmunternden Beiträgen, auch kritische Nachrichten. Allerdings auch solche, die mitunter persönlich sehr verletzend waren. Solche, die mit sachlicher Kritik so weit entfernt sind wie China von der Demokratie.

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Auf Instagram heißt es beispielsweise: "Ich hoffe nicht, da müssen eher die Streckenposten als die Scheiben Angst haben" (Rechtschreibung übernommen) - bezogen auf einen vorherigen Kommentar, Voigt solle den Kopf nicht hängen lassen, die nächsten Wettbewerbe würden kommen.

Ein anderer User schreibt: "Mega Rennen die top Läuferinnen haben ihre Strafrunde wenigstens durchs laufen wieder gut gemacht aber du kannst ja beides nicht." (Rechtschreibung übernommen)

Zwillingsbruder Kevin ist stolz

Das Gegenteil hat die Thüringer Skijägerin am Montag bewiesen: Ein Schießfehler und Speedy-Vanessa in der Loipe. Ein Instagram-User fasst es zusammen: "Was eine Antwort an die Dummschwätzer heute!!!! Großartig, gratuliere." (Rechtschreibung übernommen)

Vanessa's Zwillingsbruder Kevin Voigt, der als Fotograf weltweit - unter anderem bei Olympia in Peking - im Einsatz ist, äußert sich ebenfalls. In seiner Story auf Instagram hat er ein von ihm gemachtes Foto seiner Schwester während des Wettkampfes rein gestellt.

Dazu schreibt er "PROUD" (Rechtschreibung übernommen). Dahinter setzt er einen weinenden Smiley. Unter den Beitrag seiner Schwester schreibt Kevin: Einfach nur Stolz auf dich! #bestTwinsister"

Doch am Ende dürfte es wohl der weinende Smiley am besten zusammenfassen: Tränen der Freude und der Enttäuschung - dieser verdammt (un-)dankbare vierte Platz für die Dritte der Herzen.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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