Nach Tat in Thüringen: Verletzter Geldautomaten-Sprenger liefert Steilvorlage für Ermittler
Gera - In Deutschland werden immer wieder Geldautomaten gesprengt - auch in Thüringen. In Gera konnte einem Sprenger der Prozess gemacht werden.
9000 Euro Beute und ein angerichteter Schaden von mehr als 140.000 Euro - die Bilanz einer Sprengung am Johannisplatz in Gera.
Hier hatten es nach Angaben von "Bankräuber 2.0: Jeden Tag eine Sprengung" (erste Folge des Dreiteilers "Bankräuber 2.0 – Fahndung nach skrupellosen Geldautomatensprengern") drei Täter aus den Niederlanden im Jahr 2019 auf eine Commerzbank-Filiale abgesehen.
Der ganze Coup habe nicht länger als fünf Minuten gedauert, heißt es. Ein Täter habe sich jedoch bei der Sprengung verletzt.
Eine Steilvorlage für die Ermittler! Die Verletzung ermöglicht es ihnen über einen DNA-Abgleich in der europäischen Datenbank, die Täter ausfindig zu machen.
Einer der Täter sei daraufhin verhaftet und an die deutschen Justizbehörden überstellt worden, heißt es. Im Januar 2022 wird ihm schließlich in Gera der Prozess gemacht. Das Urteil: drei Jahre und zwei Monate Jugendstrafe!
Überwiegend Tatverdächtige mit niederländischer Staatsangehörigkeit
Oberstaatsanwalt Thomas Riebel von der Staatsanwaltschaft Gera erfährt im Prozess, was die Straftäter antreibt. "Er sprach davon, dass er wohl Schulden gehabt hätte aus anderen Situationen heraus und man ihm angeboten hat, dass die Schulden ihm erlassen werden, wenn er die Tat begeht", so Riebel in der ersten Folge des Dreiteilers.
Man hätte ihn wohl in den Niederlanden kurz angelernt und dann dazu bestimmt, diese Tat mitzumachen, so Riebel weiter.
In Thüringen sorgte erst im September dieses Jahres eine Geldautomatensprengung für Aufsehen. Ein Fluchtwagen landete in der Unstrut. Zudem wurde eine Person tot geborgen. Bei ihr soll es sich um eine Person mit niederländischer Staatsbürgerschaft handeln, hieß es in früheren Angaben der Polizei.
Im Jahr 2022 traten laut Bundeskriminalamt im Zusammenhang mit Sprengungen von Geldautomaten erneut überwiegend Tatverdächtige mit niederländischer (Anteil: 50,8 Prozent) oder deutscher Staatsangehörigkeit (16,1 Prozent) in Erscheinung.
Zudem wies die Bundesoberbehörde auf neue Höchststände bei der Anzahl von Sprengungen insgesamt, der Sprengungen mithilfe fester Explosivstoffe, der Beute- und Sachschäden sowie auf eine neue Qualität der Taten durch Gewaltanwendung gegenüber Dritten hin.
Titelfoto: 123RF/udo72