Betrunkene Vandalen zünden Gedenkzettel an Erfurter Synagoge an

Erfurt - An der Neuen Synagoge in Erfurt haben zwei Männer in der Nacht Gedenkzettel, die zur Solidarität mit Israel aufgehängt wurden, angezündet. Die mutmaßlichen Vandalen standen offenbar unter Alkoholeinfluss.

Die Beamten stellten zwei Verdächtige noch in der Nacht. (Symbolbild)
Die Beamten stellten zwei Verdächtige noch in der Nacht. (Symbolbild)  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Wie die Polizei am Sonntagmorgen mitteilte, brannten auf der mit Grabkerzen belegten Treppe vor der Synagoge mehrere Papierstücke.

Die Beamten konnten zwei verdächtige Männer libyscher Herkunft in der näheren Umgebung festnehmen. Beide waren offensichtlich betrunken, so die Polizei weiter.

Verletzt wurde niemand und auch an der Synagoge selbst entstand kein Schaden. Die Gründe für die Brandstiftung sind bislang unklar, auch ob sie antisemitisch motiviert war.

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Die Ermittlungen laufen. Die Polizei nahm die Personalien der beiden Männer auf und setzte sie anschließend - vorerst - wieder auf freien Fuß.

Nach Angaben von Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) handelt es sich bei den beiden Verdächtigen um Asylbewerber. Er verurteilte die Tat auf der Plattform X (vormals Twitter). "Wer so etwas tut, hat seinen Schutzstatus bei uns verwirkt", schrieb er.

Ramelow sieht rote Linie überschritten

Bodo Ramelow (67, Linke) verurteilte die mutmaßlichen Brandstifter.
Bodo Ramelow (67, Linke) verurteilte die mutmaßlichen Brandstifter.  © Sebastian Willnow/dpa

"Das ist keine Ordnungswidrigkeit, das ist auch kein Dummejungenstreich, hier wurden ganz klar rote Linien überschritten", sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) laut einer Mitteilung.

Wer Hand an Synagogen oder Kirchen lege, könne für sich selbst keinen Schutz geltend machen, denn er verstoße gegen die Schutzregeln zur Religionsfreiheit in der Verfassung.

Der Vorfall müsse streng geprüft und aufgeklärt werden, forderte Ramelow. "Das muss jetzt schnell und eindeutig eine Reaktion des Staates nach sich ziehen, denn an solche Übergriffe wollen wir uns in Thüringen nicht gewöhnen."

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Ramelow erklärte, es sei beschämend, "dass jüdische Bürgerinnen und Bürger nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel auch in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen und dass sie Opfer von Diskriminierung und Gewalt werden".

Das gelte gerade jetzt, wenige Tage nach dem 9. November, an dem vor 85 Jahren in der Pogromnacht die Nationalsozialisten schwerste Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung verübten.

CDU-Chef Voigt: Täter ausweisen

Mario Voigt (46, CDU), Fraktionsvorsitzender der CDU im Thüringer Landtag, sprach sich für die Ausweisung der Täter aus.
Mario Voigt (46, CDU), Fraktionsvorsitzender der CDU im Thüringer Landtag, sprach sich für die Ausweisung der Täter aus.  © Bodo Schackow/dpa

Der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt (46) erklärte: "Wer so etwas macht, muss unverzüglich ausgewiesen werden."

Die Tat zeige, dass Jüdische Einrichtungen in diesen Zeiten besseren Schutz bräuchten.

"Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie importierter Antisemitismus in unseren Städten Raum greift." Es brauche eine Wende in der Migrationspolitik.

Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel ist es bundesweit zu etlichen antisemitischen Vorfällen gekommen: Israelflaggen wurden heruntergerissen oder Haustüren mit einem Davidstern beschmiert.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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