Menschliche Kacke als Dünger? "Spätestens hier hat das nichts mehr mit Scheiße zu tun"
Eberswalde - Florian Augustin (32) will der Natur das zurückgeben, was der Mensch ihr durch die Ernte entzieht. Dafür geht er mit seiner Firma einen Weg, der zunächst wenig appetitlich klingen mag.

"Es ist wunderschön zu sehen, wenn dieser Humus wieder aufs Feld regnet", sagt der Brandenburger in der ZDF-Doku "37 Grad - Kreative Köpfe, große Träume: Nachhaltig wirtschaften". Augustin: "In dem Moment schließt sich wirklich der Kreislauf."
Durch den von ihm produzierten und durchaus außergewöhnlichen Dünger, der innerhalb von sechs bis acht Wochen entsteht, werde die Bodenfruchtbarkeit langfristig gepflegt und erhalten. Denn dieser Humus wird aus menschlichem Kot hergestellt.
"Ich will, dass alle Rohstoffe wieder zurück in den Kreislauf kommen. Dazu gehören auch unsere Ausscheidungen", so der Geschäftsführer der Eberswalder Firma Finizio, der mit seiner Revolution im vergangenen Jahr in der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" aufgetreten war. "Hygienisch recycelt riechen sie auch gar nicht mehr."
Nach seinem Abitur sei er drei Jahre lang gereist, habe einen großen Weltschmerz und ein großes Bewusstsein für globale Krisen gehabt. "Ich war händeringend auf der Suche nach einem Beruf, der es mir ermöglicht, mich positiv einzubringen."

Nachhaltig wirtschaften (ZDF): "Spätestens hier hat das gar nichts mehr mit Scheiße zu tun"

Florian Augustin erklärt: "Wir entziehen dem Boden Nährstoffe, die landen bei uns auf dem Teller, wir verdauen das und scheiden diese Nährstoffe 1:1 wieder aus. Dann spülen wir das mit einem Drittel unseres Trinkwassers die Toilette runter, nur um uns dieser Nährstoffe zu entledigen." Für den Gründer sei dies ein "Paradebeispiel für unsere heutige Zeit".
Natürlich befinden sich auch Krankheitserreger in den Ausscheidungen, stellt er klar. Die Sammlung der Hinterlassenschaften in speziellen Trenntoiletten sei daher mit einer hohen Verantwortung verbunden.
In einer aktuellen Laboruntersuchung wird im Rahmen der Doku festgestellt, dass der fertige Dünger sehr wenig bis gar keine fäkale Verunreinigung hat. "Im Vergleich zu Klärschlamm und Gülle, wo die Werte 10.000- bis 100.000-fach darüber liegen, können wir ihn unbedenklich auf die Felder bringen", so eine Laborantin.
Florian Augustin ist happy, als er über ein durch menschliche Fäkalien gedüngtes Sonnenblumenfeld geht und an den gelben Blüten riecht: "Spätestens hier hat das gar nichts mehr mit Scheiße zu tun."
Die Doku "Kreative Köpfe, große Träume: Nachhaltig wirtschaften" aus der Reihe "37 Grad" zeigt das ZDF am Dienstag (15. April), ab 22.15 Uhr. Schon jetzt gibt es sie in der Mediathek.
Titelfoto: ZDF/Oliver Wolff