Vivien war Domina: "Manche Männer wollten angepisst werden, andere haben geblutet"

Ruhrgebiet - Weil ihre alleinerziehende Mutter von Hartz IV lebte, konnte Viviens Familie früher keine großen Sprünge machen. Um sich mehr leisten zu können, ging die junge Frau in die Prostitution - und berichtet nun von der vierjährigen Zeit.

Vivien (27) arbeitete vier Jahre als Escortdame.
Vivien (27) arbeitete vier Jahre als Escortdame.  © ZDF/Marina Rosa Weigl

Von 2018 bis 2022 arbeitete die heute 27-Jährige nebenbei im Escort, begleitete Männer gegen Geld und hatte Sex mit ihnen. Für sie war es der einzige und vor allem schnelle Weg raus aus der Armut. Das Escort-Profil erstellte sie, "damit ich mir nicht nur das Nötigste leisten kann".

Für die junge Frau, die damals nach ihrem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beginnt, ist der Sex mit fremden Männern auch eine Bestätigung, sah sie sich selbst eher als graues Mäuschen.

Dass sie einmal in die Prostitution rutscht, kam für die Ruhrpottlerin selbst gar nicht so überraschend. Als 17-Jährige wurde sie von ihrem Ex-Freund vergewaltigt. "Ich dachte, es ist normal, dass Männer Zugriff auf meinen Körper haben und ich nicht 'Nein' sagen darf, weil ich sonst verklemmt und prüde bin."

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Ein trauriger Gedankengang.

Vivien als Domina: "Männer wollten, dass ich ihnen richtig dolle Schmerzen zufüge, sodass sie bluten"

Später wurde die Ruhrpottlerin zur Domina, fügte Männern teilweise blutige Schmerzen zu.
Später wurde die Ruhrpottlerin zur Domina, fügte Männern teilweise blutige Schmerzen zu.  © ZDF/Marina Rosa Weigl

Es habe genügend Situationen gegeben, in denen sie Angst hatte, weil sie schlichtweg nicht wusste, wohin ein Freier gerade mit ihr gefahren ist. "Ich wusste, ich muss mit diesem Mann Sex haben, sonst kann mir irgendwas passieren."

Auch gesundheitliche Beschwerden spielten in den vier Jahren eine Rolle. Regelmäßig habe sie Bauchschmerzen und Infektionen gehabt, ihr Körper habe sich gegen die Sexarbeit zur Wehr gesetzt.

Später wechselt Vivien in die Domina-Rolle. "Manche Männer wollten angepisst werden, manche aber auch, dass du ihnen richtig dolle Schmerzen zufügst, sodass sie auch bluten. Die waren meiner Meinung nach psychisch gestört und hätten eine Therapeutin gebraucht, aber nicht mich."

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Heute ist die 27-Jährige Sozialarbeiterin und blickt traurig auf ihre Zeit zurück. "Es ist schwierig für mich zu akzeptieren, dass ich mal in der Prostitution war - also die Identität, die ich habe oder hatte, anzuerkennen, dass es auch ein Teil von mir ist."

Das ZDF zeigt die Doku "37 Grad Leben - Ich war Prostituierte" am Sonntag (20. Oktober) um 9.03 Uhr. In der Mediathek seht Ihr sie schon jetzt.

Titelfoto: ZDF/Marina Rosa Weigl

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