Vibrator-Skandal am Frauentag: Kein Höhepunkt für die Polizei!

Stendal - Eigentlich sollte es eine unschuldige Veranstaltung im Polizeirevier Stendal (Sachsen-Anhalt) zum Frauentag am 8. Mai werden. Doch ein Film über Vibratoren löste eine Welle der Empörung aus.

Die Erfindung des Vibrators mag ein Meilenstein für die weibliche Selbstbestimmung gewesen sein. Doch einen Film darüber in einem Polizeirevier zu zeigen, erregt die Gemüter. (Symbolbild)
Die Erfindung des Vibrators mag ein Meilenstein für die weibliche Selbstbestimmung gewesen sein. Doch einen Film darüber in einem Polizeirevier zu zeigen, erregt die Gemüter. (Symbolbild)  © Bildmontage: Jens Büttner/dpa, fonzie26/123RF

Das Polizeirevier Stendal und der Zentrale Kriminaldienst der PI Stendal hatten zum Frauentag eine gemeinsame Veranstaltung geplant.

Diese nahm eine Wendung, welche die Gemüter erregte: Im Hintergrund wurde plötzlich ein Film zur Erfindung des Vibrators gezeigt, wie die Volksstimme berichtete.

Bei diesem ging es um die Heilung von weiblicher Hysterie durch "Perkussion" männlicher Ärzte: intime Massagen im Namen der Medizin.

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Da den Ärzten irgendwann vom ganzen "Perkussieren" die Handgelenke wehtaten, kam es zur Erfindung des ersten Vibrators.

Im Laufe des Filmes wird die ausführliche Behandlung der Patientinnen gezeigt. Heißt: Im Polizeirevier stöhnten Frauen in Ekstase.

Viele der Besucher waren von der Überraschungsvorführung nicht angetan und verließen die Veranstaltung, um sich an Personalvertretungen und Gleichstellungsbeauftragte zu wenden.

Die Verantwortlichen der Veranstaltung und die Behördenleitung haben sich inzwischen bei den Teilnehmern entschuldigt. Warum dieser Film überhaupt gezeigt wurde, bleibt unklar.

Das Innenministerium plant eine dienstrechtliche Prüfung.

Emanzipation oder Empörung?

Die romantische Komödie "In guten Händen" aus dem Jahr 2011 spielt im viktorianischen England. In dem Streifen führen Ärzte ihre Patientinnen als Heilmethode für Hysterie per Hand zu Orgasmen. Sex wurde zu der Zeit als reine Penetration definiert, und die Mediziner nahmen an, dass Frauen gar keine sexuelle Lust verspüren können.

Da die behandelnden Ärzte bald unter Handkrämpfen durch den Andrang der Patientinnen litten, erfanden sie den ersten Vibrator, der aussah wie ein Staubwedel.

Bei dem Film handelt es sich zum Teil um eine wahre Geschichte, die kurz vor der Einführung des Wahlrechts der Frauen spielt. Damit ist auch die weibliche Selbstbestimmung ein wiederkehrendes Thema des Streifens - sowohl politisch als auch sexuell.

Doch ihn deshalb unangekündigt am Frauentag in einem Polizeirevier laufen zu lassen? Das war kein Höhepunkt für die Polizei Stendal.

Titelfoto: Bildmontage: Jens Büttner/dpa, fonzie26/123RF

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