Verurteilter Vergewaltiger für Olympia in Paris nominiert: Jetzt spricht er selbst!

Utrecht (Niederlande) - Seine Nominierung für die Olympischen Spiele löste gewaltige Kontroversen aus! Der niederländische Volleyballverband schickt Beachvolleyballer Steven van de Velde (29) in Paris ins Rennen - der bereits eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung absaß. Jetzt bezog der Verband Stellung und ließ auch den 29-Jährigen selbst zu Wort kommen.

Steven van de Velde (29, r.) erhält Rückendeckung vom niederländischen Volleyballverband und seinem nationalen olympischen Komitee.
Steven van de Velde (29, r.) erhält Rückendeckung vom niederländischen Volleyballverband und seinem nationalen olympischen Komitee.  © Evaristo SA / AFP

"Unterstützung für Steven van de Velde", betitelte der Volleyballverband Nevobo sein gemeinsames Statement mit dem niederländischen olympischen Komitee und machte klar: Die Verbände stehen hinter ihrem Sportler.

"Beide Organisationen stützen sich auf die Meinung von Experten, die die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls für gleich null halten", heißt es in der Erklärung.

Der Beachvolleyballer sei unter fachkundiger Anleitung von Bewährungshelfern und Trainern Schritt für Schritt auf das höchste sportliche Niveau zurückgekehrt und nehme seit 2017 wieder an internationalen Turnieren teil.

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"Wir kennen die Geschichte von Steven", sagte Nevobo-Generaldirektor Michael Everaert (61). "Er erweist sich als vorbildlicher Profi und Mensch, und seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Wir unterstützen ihn und seine Teilnahme in Paris, die er und Matthew verdient haben, voll und ganz."

Van de Velde war als 19-Jähriger nach England gereist und hatte dort Sex mit einer 12-Jährigen gehabt - nach englischem Recht ist das Vergewaltigung.

Entsprechend wurde er zu einer Haftstrafe von vier Jahre verurteilt, saß einen Teil seiner Strafe in England ab und wurde dann zurück in die Niederlande überstellt, wo das Strafmaß auf das niederländische Strafrecht angepasst wurde.

Steven van de Velde ist dankbar für die zweite Chance, die er vom Verband erhält

Zusammen mit seinem Partner Matthew Immers (23, l.) wird Steven van de Velde (2.v.l.) in Paris seine ersten Olympischen Spiele bestreiten.
Zusammen mit seinem Partner Matthew Immers (23, l.) wird Steven van de Velde (2.v.l.) in Paris seine ersten Olympischen Spiele bestreiten.  © Evaristo SA / AFP

Er sei logischerweise nicht glücklich darüber, dass diese schwarze Episode seines Lebens wieder ans Licht komme, sagte van de Velde selbst, er verstehe aber auch, dass das dazugehöre.

"Ich verstehe, dass dies im Vorfeld des größten Sportereignisses der Welt die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich ziehen kann", so der 29-Jährige.

"Ich kann es nicht rückgängig machen, also werde ich die Konsequenzen tragen müssen. Das war der größte Fehler meines Lebens", hatte der Niederländer bereits 2018 erklärt.

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Jetzt ergänzte er: "Wenn ich mir die Aufzeichnungen des Interviews noch einmal ansehe, überwiegt ein großes Gefühl der Dankbarkeit. Wegen der zweiten Chance, die ich von meinen Eltern, meinen Freunden, Bekannten und Kollegen bekommen habe, die mich nach dem größten Fehltritt meines damals jungen Lebens wieder akzeptiert haben."

Auch dem Nevobo sei er dankbar dafür, dass er ihm die Gelegenheit geboten habe, wieder am Sport teilnehmen zu dürfen.

Wenn er jetzt in den Spiegel schaue, sehe er "jemand, der die Fähigkeit hat, bei den Olympischen Spielen aufzutreten und bereit ist, dafür viel zu tun und zu lassen", sagte van de Velde, der mit der deutschen Beachvolleyballerin Kim Behrens (31) verheiratet ist und einen Sohn hat.

"Aber auch jemand, der im normalen Leben, an dem wir alle beteiligt sind, Leistung bringen will. In meiner Rolle als Vater und Ehemann, in meiner Rolle als Kollege und Nachbar."

Titelfoto: Evaristo SA / AFP

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