Tim Mälzer: "Gesoffen, um den Kopf still zu machen!"
Hamburg - In der neuen Staffel des SWR-Podcasts "1 plus 1 - Freundschaft auf Zeit" spricht Tim Mälzer (53) im Gespräch mit Jan Ullrich (51) über seinen Burnout und warum er so lange gearbeitet hat, bis er 2006 wortwörtlich zusammengebrochen ist und den Notarzt rufen musste.
An der Arbeit allein habe es nicht gelegen, betont der Star-Koch. Anfang seiner 30er habe er zwar einen sehr ungesunden Lifestyle gelebt, da er aufgrund seiner frischen Selbstständigkeit seine Freizeit mitten in der Nacht gestalten musste, aber er habe immerhin gewusst, wer er war und was die Leute von ihm wollen.
Das habe sich schlagartig mit der steigenden medialen Präsenz geändert: "Ich war sehr unsicher und ich weiß bis heute nicht, warum mögen mich die Leute im Fernsehen. Und auch, warum mögen sie mich nicht?", so Mälzer.
Er sei kein Arschloch, wie manche Zuschauende seiner TV-Formate wie "Kitchen Impossible" anscheinend vermuten, sondern lediglich jemand, der andere Menschen fürs Kochen begeistern will: "Oft sind das Extremfälle, die im Fernsehen zu sehen sind."
Gepaart mit der Unsicherheit sei auch das Pensum durch seine TV-Engagements immer weiter gestiegen. Morgens Restaurant, nachmittags im Fernsehstudio und abends wieder ins Restaurant, so beschreibt es der 53-Jährige.
Sein Kopf sei ständig am Arbeiten gewesen: "Ich habe gesoffen, um meinen Kopf still zu machen", gesteht Mälzer gegenüber Ullrich. "Ich mochte es, dass ich manchmal ein bisschen dumm im Kopf durch das Trinken wurde."
Tim Mälzer: "Die Außenwelt musste es endlich sehen, dass es mir nicht gut ging!"
Mehr als einmal habe er "deutlich" um Hilfe gebeten, die sei ihm aber nicht gegönnt worden. Im Gegenteil: "Mir wurde gesagt, wenn ich jetzt eine Pause mache, dann bin ich weg vom Fenster."
Als Konsequenz auf die mangelnden Hilfestellungen habe Mälzer sich bewusst in den Burnout getrieben und bis zum Zusammenbruch gearbeitet: "Die Außenwelt musste es endlich sehen, dass es mir nicht gut ging!"
2006 habe er daraufhin eine Pause einlegen und Hilfe in einer "Schweizer Institution" suchen können – aber auch nur, weil ihm nach seinem Zusammenbruch sowohl seine TV-Produzenten als auch seine Ärzte davor gewarnt hätten, direkt am nächsten Tag weiterzumachen.
Heutzutage könne er Erschöpfungsmomente besser erkennen, auch wenn er immer noch eine Person sei, "die von beiden Seiten brennt".
Titelfoto: Georg Wendt/dpa