Sie konnte nicht mal einen Tampon benutzen: Frau rätselt jahrelang, was mit ihrer Vagina nicht stimmt
Australien - Elena Filipczyk dachte jahrelang, dass ihre Vagina völlig kaputt wäre. Schlimme Schmerzen, Probleme beim Sex und bei der Periode machten der Australierin das Leben zur Hölle. Erst eine Diagnose verschaffte endlich Klarheit.
"Ich war 27, als ich es endlich zum ersten Mal einem Arzt erzählte", schreibt Elena auf New York Post.de. Die Vagina der Mutter aus Down Under ließ über ein Jahrzehnt kein Eindringen zu. "Ich kann nicht einmal einen Tampon einführen", erinnert sie sich an ihre Worte gegenüber der Medizinerin.
Für Elena fühlte es sich an, als würde sie beim Einführen gegen eine Wand stoßen. Zudem litt sie dabei unter starken Schmerzen. "Ein gleißendes Brennen, als würde ich aufgerissen", beschreibt die junge Frau ihr Leiden.
Ihre Hausärztin tippte auf Vaginismus - eine Funktionsstörung des Beckenbodens. Dabei verkrampfen sich plötzlich die Muskeln des Beckenbodens. Ein Eindringen ist dann entweder sehr schwierig, schmerzhaft oder am Ende gar nicht möglich.
Laut Dr. Angela James, einer Physiotherapeutin, die sich in Sydney niedergelassen hat und auf Beckengesundheit spezialisiert ist, verknüpft der Körper von Vaginismus-Betroffenen das Eindringen in die Vagina mit etwas Schlimmem. Gründe können Angst, ein Trauma, schlechte Erfahrungen oder ein enger Scheideneingang sein.
Frau denkt über ein Jahrzehnt lang, ihre Vagina sei "kaputt"
Nachdem bei Elena Vaginismus festgestellt wurde, erhielt sie noch zwei weitere Diagnosen: Vulvodynie - ein häufig auftretender äußerer Beckenschmerz - und Vaginalstenose - eine angeborene, seltene Verengung des Vaginalkanals.
Nach ihrem Arztbesuch war die Australierin zwar erleichtert aber auch irgendwie "wütend". Schließlich hatte sie nie jemand aufgeklärt, dass es Frauen mit solchen Problemen gibt. "Also war ich über ein Jahrzehnt lang sicher, dass meine Vagina 'kaputt' war", meint Elena. Sie vermied in dieser Zeit Tampons wie auch penetrativen Sex. Außerdem vertraute sie sich niemandem an. Alle um sie herum schienen ein fabelhaftes Sex-Leben zu haben und Kinder zu bekommen. "Ich dachte, ich wäre allein", so Elena.
Schließlich fand sie im Internet verschiedene Gruppen und Foren über ihr Leiden.
Während ihr der anonyme Austausch mit anderen Betroffenen half, keimte der Wunsch auf, Vaginismus aus der Tabuzone herauszuholen.
Australierin klärt über Krankheit auf
Schließlich müsse sich keine Frau, die unter Vaginismus leidet, für ihre Erkrankung schämen. "Weil sich die Menschen schämen, bleibt dieses Thema oft lange Zeit geheim, sodass die Menschen im Verborgenen leiden und dies ihre Lebensqualität viel länger beeinträchtigt, als nötig wäre", so Dr. James.
Umso wichtiger ist es, öffentlich über das Thema zu sprechen, um zu informieren und zu enttabuisieren.
Eine Behandlung von Vaginismus setzt sich aus Therapie und Training zusammen. In besonders schweren Fällen wird zudem auch Botox eingesetzt.
Elena geht mittlerweile sehr selbstbewusst mit ihrem Leiden um. "Ich fing an, den Leuten von meiner Diagnose zu erzählen." Durch ihre Offenheit zählen Scham und Angst langsam zur Vergangenheit.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/Instagram/Elena Filipczyk