Sex, Suff und Schläge an sächsischer Polizeifachschule? Minister feuert Schulleiter!

Schneeberg - Heftige Vorwürfe an der Polizeifachschule Schneeberg in Sachsen: Schüler sprechen entsetzt über angeblichen sexuellen Missbrauch, von einer gedeckelten Suff-Fahrt und von Schlägen im Unterricht. Innenminister Armin Schuster (63, CDU) reagierte umgehend auf Recherchen von TAG24, feuerte den bisherigen Schulleiter.

Innenminister Armin Schuster (63, CDU) feuerte den bisherigen Schulleiter.
Innenminister Armin Schuster (63, CDU) feuerte den bisherigen Schulleiter.  © Sebastian Kahnert/dpa

Das Innenministerium schreibt auf Anfrage: "Mit Wirkung zum 15. Juli wird Polizeidirektor Sven Forbriger (45) der neue Leiter der Polizeifachschule Schneeberg."

Bis Oktober bleibe er zudem Dozent an der Polizei-Hochschule in Rothenburg. "Die sofortige Umsetzung ist ein Vorgriff auf eine für Oktober geplante Maßnahme. Die sächsische Polizei reagiert damit auf Vorwürfe im Umfeld der Polizeifachschule Schneeberg. Die Hochschule nimmt die Vorwürfe sehr ernst und wird diese umfassend prüfen."

Zwei Polizeifachschüler sprachen gegenüber TAG24 von einer "schlimmen Doppelmoral" in der früheren Jägerkaserne (500 Schüler). Der bisherige Schulleiter unterhalte sexuelle Beziehungen zu Polizeischülerinnen, nutze Telefon-Listen, um Kontakt aufzunehmen.

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Ein Schüler schildert einen konkreten Vorfall: "Eine Schülerin erzählte, dass sie der Schulleiter zur Sportnachhilfe eingeladen und sich genähert habe."

An der Polizeifachschule im Erzgebirge soll es auch zu Schlägen im Unterricht gekommen sein.
An der Polizeifachschule im Erzgebirge soll es auch zu Schlägen im Unterricht gekommen sein.  © Ralph Kunz
Schüler der Polizeifachschule Schneeberg sprechen entsetzt unter anderem über angeblichen sexuellen Missbrauch.
Schüler der Polizeifachschule Schneeberg sprechen entsetzt unter anderem über angeblichen sexuellen Missbrauch.  © Georg Ulrich Dostmann

Weiterer Vorwurf: Lehrerin soll betrunken zum Dienst gefahren sein

Eine Lehrerin soll betrunken zum Dienst gefahren sein. (Symbolbild)
Eine Lehrerin soll betrunken zum Dienst gefahren sein. (Symbolbild)  © 123rf/andreypopov

Das Thema Sex sei bekannt. Schülerinnen fühlten sich unwohl, ein mögliches Opfer sexuellen Missbrauchs habe sich in psychologische Behandlung begeben.

Ein weiterer Vorwurf betrifft eine Lehrerin. Sie soll betrunken zum Dienst gefahren sein. Die Schulleitung habe externe Polizei zum Alkotest gerufen. Ein Schüler: "Lehrer erzählten danach, dass sie zwei Promille intus hatte. Aber sie fährt immer noch Auto, wurde nur intern versetzt."

Ein Lehrer sei bekannt für Beleidigungen. "Er schlägt auch Polizeischüler", weiß ein Insider. "Mit den Worten 'Ich mag keine Thüringer' schlug er einen Mitschüler aus dem Bundesland." Bei diesem Vorwurf gebe es eine Anzeige gegen Unbekannt, bestätigte das Innenministerium heute.

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Das Ministerium weiter: "Zum Schutz der betroffenen Beamten können keine weiteren Angaben zu den Vorwürfen gemacht werden."

Schlimme Doppelmoral

Kommentar von Bernd Rippert

Sex, Suff, Schläge - die Vorwürfe gegen die Führung der Polizeifachschule Schneeberg klingen ungeheuerlich. Es scheint auch einiges dran zu sein, wie die schnelle Reaktion des Innenministers zeigt.

Nun, ein, zwei rollende Köpfe ändern aber kein schiefes System. In der früheren Kaserne hat sich offenbar eine schlimme Doppelmoral verfestigt - nach dem Motto: Wir dürfen alles - es darf nur keiner darüber reden. Doch einige Polizeischüler hielten die Ungerechtigkeiten nicht mehr aus, meldeten Vorwürfe erst intern und machten sie dann öffentlich.

Am wichtigsten ist es, wieder einen intakten Schutzraum für Frauen in der Ausbildungsstätte zu schaffen. Keine Frau darf mit dem flauen Gefühl zum Dienst kommen: Hoffentlich passiert mir heute nichts, hoffentlich tatscht mich kein Lehrer an.

Der neue Schulleiter hat eine Mammutaufgabe vor sich. Verkrustete Strukturen aufbrechen, Vertrauen wiederherstellen, eine geordnete Ausbildung gewährleisten - das alles muss er in kurzer Zeit schaffen. Denn die Polizeischüler von heute sind die Polizisten von morgen.

Titelfoto: Ralph Kunz, Sebastian Kahnert/dpa

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