Prostitutions-Verbot in Deutschland? Domina glaubt: "Damit wird nicht nur der Freier bestraft"
Berlin - Sexarbeit ist deutschlandweit wieder stark in der Diskussion, denn die CDU will diese verbieten. Doch was passiert mit den Frauen, die damit ihren Lebensunterhalt finanzieren? TAG24 war in einem der bekanntesten Bordelle von Berlin und hat sich umgehört.
Dienstagnachmittag, gegen 17 Uhr: Eine lange Schlange bildet sich vor den Türen des Candy-Shop-Bordells am Kamenzer Damm 85 im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.
Jung und Alt warten darauf, dass der Rundgang durch die bislang unbekannten Räumlichkeiten startet. André Nolte öffnet wenig später die Tür und heißt alle Besucher Willkommen. Für den selbstständigen Sexarbeiter und Pressesprecher des Berufsverbands erotische & sexuelle Dienstleistungen e.V., ist es eine große Freude vielen Interessenten eine Tour zu geben.
Auf drei Etagen und rund 400 Quadratmetern warten pro Tag rund acht Sexarbeiterinnen auf einen Freier. Diese können täglich von 11 bis 5 Uhr für jegliche Art von "Spielchen" vorbeischauen. Die Preise liegen hierbei zwischen 80 und 150 Euro für eine Stunde.
Doch hört man sich bei den Sexarbeiterinnen um, haben alle Angst vor der Zukunft. So viel steht fest: Sie lieben ihren Job im Bordell und können gut davon leben. Die Frauen sind wie eine kleine Familie und haben gegenseitig immer ein offenes Ohr.
Dennoch will die Union einiges in Deutschland ändern. Der Plan: Freier, die versuchen, Sex zu kaufen, machen sich strafbar. Die Prostituierte bliebe straffrei. Für sie soll es Hilfen zum Ausstieg geben.
Behördlich sind momentan rund 250.000 Prostituierte in Deutschland gemeldet. Die Regierung geht jedoch von mehr als 400.000 aus.
Das halten die Sexarbeiterinnen von dem Verbot
Im Jahr 2017 wurde das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz beschlossen. Ziel war es, die Frauen im Gewerbe besser zu schützen – durch eine behördliche Anmeldung, durch Kondompflicht und mit allerlei weiteren Reglementierungen.
An dieses halten sich auch die Selbstständigen, die sich für verschiedene Tage in der Woche im Candy-Shop einmieten.
"Ich bin gegen ein Sexverbot, weil es uns nicht schützt, sondern uns die Sicherheit und Selbstbestimmung nimmt", sagt Jana, die seit vielen Jahren als Prostituierte arbeitet.
Zwei Dominas, die an diesem Tag als Gast im Bordell sind und ihren Namen nicht verraten wollen, sind ähnlicher Meinung: "Mit dem Verbot werden nicht nur der Freier bestraft, sondern wir ebenso. All seine Taten würden auf uns zurückgeführt werden." Sollte solch ein Fall eintreten, würden viele rechtliche Probleme auf die Frauen zukommen, ergänzen die zwei weiter.
Auch eine weitere Sexarbeiterin, die unbekannt bleiben will, gibt zu verstehen: "Ein Sexkaufverbot würde die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtern und noch mehr Raum für Ausbeutung, Stigma und Gewalt schaffen."
Ob und wann ein Sexverbot eintrifft, bleibt abzuwarten. Die Frauen fühlen sich im Bordell sehr sicher und wollen ihren Beruf noch möglichst lang weiterführen.
Titelfoto: Laura Voigt