Sie hielten es jahrelang geheim: Schockierender Prozess um fünf missbrauchte Mädchen

Leipzig - Mehr als ein Jahrzehnt lang war es ein dunkles Geheimnis, das ihre Seelen belastete: Fünf Frauen aus Leipzig, heute zwischen 22 und 30 Jahre alt, sind in ihrer Kindheit von einem brutalen Kinderschänder missbraucht worden. Vor vier Jahren dann vertraute sich ein Opfer den Ermittlungsbehörden an - und die Mauer des Schweigens brach ein. Seit dem heutigen Donnerstag steht der mutmaßliche Peiniger wegen schwerster Sexualstraftaten vor Gericht.

Ließ sich von seinem Anwalt im "Blindflug" durchs Gerichtsgebäude leiten: Haiko G. (52) wollte vermeiden, dass außerhalb der Verhandlung sein Gesicht zu sehen ist.
Ließ sich von seinem Anwalt im "Blindflug" durchs Gerichtsgebäude leiten: Haiko G. (52) wollte vermeiden, dass außerhalb der Verhandlung sein Gesicht zu sehen ist.  © Ralf Seegers

Er kommt als freier Mann zum Gericht und wirkt angespannt. Ein roter Hefter soll sein Gesicht "unsichtbar" machen. Die Kollegen bei einem großen Autokonzern, wo Haiko G. (52) bis heute arbeitet, sollen nicht erfahren, dass der nette Logistiker offenbar noch eine tiefdunkle Seite hat.

Und die ist in einer Anklage beschrieben, die auch Staatsanwältin Linda Ullmann beim Verlesen hörbar Probleme bereitet.

Von September 2003 bis Ende 2012 soll sich Haiko G. an fünf Mädchen vergangen haben, die während der Tatzeiten zwischen acht und 13 Jahre alt waren.

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Gerichtsprozesse Leipzig Weil 25-Jähriger offenbar vermummt war: Anklagen wegen versuchten Mordes zurückgewiesen

Die Kinder stammten allesamt aus seinem Bekanntenkreis. Deren arglose Eltern ließen sie bei "Onkel Haiko" immer wieder übernachten, ohne zu wissen, was in dessen Wohnung vor sich ging.

Die Anklage listet 45 Fälle auf - vom schweren sexuellen Kindesmissbrauch bis hin zur gewaltsam begangenen Vergewaltigung. Vermutlich waren es mehr.

Eine sehr junge Dame an seiner Seite - so posiert Haiko G. noch heute in sozialen Netzwerken. Er ist aktuell des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 45 Fällen angeklagt.
Eine sehr junge Dame an seiner Seite - so posiert Haiko G. noch heute in sozialen Netzwerken. Er ist aktuell des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 45 Fällen angeklagt.  © Repro Ralf Seegers/Screenshot/Facebook

Mit Psycho-Tricks Missbrauchs-Opfer zum Schweigen gebracht

Verletzte Seele: Die in der Anklage aufgeführten fünf Opfer waren zur Tatzeit zwischen acht und 13 Jahre alt. Über ein Jahrzehnt hatten sie aus Scham geschwiegen. (Symbolfoto)
Verletzte Seele: Die in der Anklage aufgeführten fünf Opfer waren zur Tatzeit zwischen acht und 13 Jahre alt. Über ein Jahrzehnt hatten sie aus Scham geschwiegen. (Symbolfoto)  © Jan Woitas/dpa

Immer soll der "Onkel" zu den Gast-Kindern ins Bett gestiegen sein und sich an ihnen vergangen haben. Selbst wenn im selben Zimmer sein kleiner Sohn schlief. Wehrten sich die Mädchen, soll der Angeklagte auch gewaltsam vorgegangen sein.

Nur Sex reichte Haiko G. offenbar nicht, er wollte dominieren. Laut Anklage rieb er mehrere Mädchen nach dem Übergriff mit seinem Sperma ein. Ein Opfer musste mit dem Pädophilen den Oralverkehr bis zur Ejakulation durchführen. Das Kind erbrach sich danach.

Damit sie schweigen, soll der Angeklagte die Kinder psychisch massiv unter Druck gesetzt haben. Mal drohte er einem Mädchen, den Eltern zu erzählen, dass es sich angeblich selbst befriedige, mal damit, dass sie heimlich rauchen würden.

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Mehr als ein Jahrzehnt lang hielt der Schweigebann, trauten sich die Opfer aus Scham nicht, ihr dunkles Geheimnis preiszugeben. Erst im Jahr 2020 offenbarte sich eine der Frauen einer Psychologin, die zur Anzeige riet.

Gleich nach der Verlesung der schockierenden Anklage schloss das Gericht die Öffentlichkeit aus. So wird auch erst im für November geplanten Urteilsspruch zu erfahren sein, ob und wie sich Haiko G. zu den Vorwürfen äußerte.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Jan Woitas/dpa

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