Verdacht der Zwangsprostitution: Dresdner Polizei verhaftet Bordell-Chefin
Dresden - Erst im Mai dieses Jahres eröffnete das "Night Bunnies" in der Zwickauer Straße in Dresden. Doch am Mittwoch stürmte die Polizei das Bordell - einen Tag später saß Chefin Gabriela P. (40) in Untersuchungshaft.
Die Dresdner Staatsanwaltschaft wirft ihr sowie den mutmaßlichen Komplizen Gregoriev Y. (30), Ivanov M. (43) und Radka T. (24) gemeinschaftlichen, gewerbsmäßigen schweren Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zuhälterei vor.
Seit 2016 soll das bulgarische Quartett junge Frauen und Mädchen aus ihrer Heimat mit falschen Versprechungen und Zwang nach Deutschland gelockt haben.
"Ihnen wird vorgeworfen, dass sie die Frauen unter Ausnutzung des Umstandes, dass diese sich in einem fremden Land ohne Sozialkontakte und ohne Einkommen aufhalten, sowie mittels Drohungen und Gewalt zur Ausübung der Prostitution gezwungen zu haben", sagt Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (44).
Die Ermittlungen kamen ins Rollen, als sich zwei ehemalige Zwangsprostituierte in Bulgarien an die Behörden wandten.
Neben dem "Night Bunnies" durchsuchten die Ermittler der Dresdner Polizei und des Bundeskriminalamts (BKA) die "Pension Pennricher" in der Pennricher Straße und ein Massagestudio in der Hamburger Straße.
Bei allen Etablissements tritt Gabriela P. als Geschäftsführerin auf. Außerdem wurden auch noch zwei Wohnungen durchsucht.
Bei der Razzia stellten die Polizisten 18 bulgarische, eine rumänische und eine litauische Prostituierte fest: "Sie werden alle vernommen", so der Staatsanwalt. "Zudem wurden rund 20.000 Euro Bargeld, Unterlagen und zahlreiche Datenträger sichergestellt."
Bis auf die schwangere Radka T. mussten alle vier Bulgaren in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen, auch zu möglichen weiteren Tatverdächtigen, dauern an.
So läuft das fiese Geschäft mit Zwangsprostituierten
Seit 1994 setzt sich der KARO e. V. in Plauen gegen Zwangsprostitution ein.
Dass junge Osteuropäerinnen in Sachsen zum Sex gezwungen werden, ist für dessen Chefin Cathrin Schauer-Kelpin (55) nichts Außergewöhnliches: "Das ist für uns Alltag - das ist das, was wir seit vielen Jahren erleben", sagt sie.
"Dabei gibt es verschiedene Methoden. So sind es vermeintliche Liebespartner, die sie hier her verbringen oder es wird ihnen Arbeit versprochen." Besonders perfide: Die Banden sagen Frauen, die das Wort "Prostitution" nicht kennen, dass sie dieser in Deutschland nachgehen sollen.
"Bei der Polizei können Täter dann behaupten, alles wäre freiwillig gewesen", so Schauer Kelpin. "Den Frauen wird das Geld hier dann oft in Form überzogener Mieten abgezogen. Damit sie sich keine Hilfe suchen, wird ihnen massivste Gewalt gegen sie selbst oder ihre Angehörigen in Bulgarien angedroht."
Der KARO e. V. hat eine 24-Stunden-Notfallnummer: 0173/9755374.