Sein Penis ist in aller Munde: Schauspieler Lars Eidinger zieht wieder blank
Berlin - Ob bei "Richard III." oder in "Ein Sommernachtstraum", Schauspieler Lars Eidinger (44) ist der Rockstar der Berliner Schaubühne und präsentiert gerne sein bestes Stück.
"Moral ist auch nur eine Konvention", sagte er einmal. Ja, den schonungslos authentischen Extremdarsteller nervt es, ewig auf seinen Penis und das Nacktsein reduziert zu werden.
Ja, der Hype um den Bühnen-Star ist gerechtfertigt, denn sein Schaffen umfasst mehr als ausufernder Exhibitionismus.
Überhaupt: Wenn der 44-Jährige auf einer Bühne steht, dann ist er ohnehin schon raumgreifend, bricht aus dem gesellschaftlichen Konstrukt aus, zerlegt es und setzt es wieder zusammen.
Nun hat Eindinger die Berliner Schaubühne sogar ganz für sich alleine. Er nimmt sich "Peer Gynt" des norwegischen Autors Henrik Ibsen vor – und schafft mit dem Künstler John Bock ein Schrott-Sammler-Labor.
Mit geschminktem Gesicht und Perücke hat Eidinger ein bisschen was vom Joker aus den "Batman"-Geschichten. Er trägt rote Strapse, bastelt sich einen Aluhut oder steht (mal wieder) splitternackt auf der Bühne. Er singt, klebt sich einen Kassettenrekorder an den Kopf, lässt sich in einen Pornofilm projizieren und isst dann eine Möhre.
In der Geschichte geht es eigentlich um einen verarmten Bauernsohn, der mit seinen Fantasiegeschichten die Realität zu verdrängen versucht. Für Eidinger eigentlich eine ideale Rolle. "Ich will ich sein - en bloc, total", sagt seine Figur an einer Stelle.
Eidinger quält sich mit einem Rollator durch den Raum, malt sich grün an und pustet Staub in die Luft.
So viele Effekte nacheinander, das ist fast etwas vorhersehbar und einfach. Stärker wird die Inszenierung dann, wenn sie den Textpassagen mehr Platz einräumt.
Zu der schrillen Inszenierung gibt es natürlich kein normales Programmheft aus Papier - sondern eine "Programm-Unterhose" mit Aufdruck. Eidinger sagte bei der Premiere am Mittwochabend nach dem Schlussapplaus jedenfalls: "Für mich war's richtig gut heute."