Kunden zahlten ihm viel Geld, um im Internet bei grausamen Ritualen zuzusehen
London (Großbritannien) - Marius Gustavson, Drahtzieher einer Gruppe, die medizinisch nicht notwendige Amputationen und Kastrationen durchführte, wurde am Donnerstag von einem Gericht in London zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der 46-Jährige soll etwa 300.000 Pfund (umgerechnet rund 349.000 Euro) mit Live-Videos von der Entfernung von Penissen, Hoden und Beinen verdient haben. Gustavson führte mindestens 30 dieser abscheulichen Eingriffe an Männern durch, die er unter Druck gesetzt oder manipuliert hatte, damit sie ihre Körper verstümmeln ließen.
Dabei sahen ihm auf seiner öffentlich für jeden zugänglichen Webseite "The Eunuch Maker" zahlende Kunden zu: Mehr als 22.000 Abonnenten soll die Gruppe gezählt haben, berichtet Daily Mail.
Als Kopf leitete Gustavson das Unternehmen.
Er wurde als äußerst manipulativ beschrieben, der "Gefolgsleute" unter sich zusammenscharrte, die laut Staatsanwaltschaft durch "das sexuelle Element der Straftat und den finanziellen Gewinn" von diesem abscheulichen Geschäft angezogen worden seien.
Auch die weiteren Details erschüttern: So soll der Norweger einen Gefrierschrank voll mit männlichen Körperteilen gehabt haben, die er zum Mittagessen kochte und verspeiste.
Sich selbst verstümmelte der frühere Postbote ebenfalls: Um in London eine Erwerbsunfähigkeitsrente in Höhe von 18.000 Pfund (rund 21.000 Euro) beantragte zu können, legte er sein linkes Bein zwei Stunden lang in Trockeneis. Es musste amputiert werden. Außerdem ließ er sich den Penis entfernen.
Auch ein Deutscher war Mitglied der Gruppe
Gustavson wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und muss mindestens 22 Jahre verbüßen, bevor er freigelassen werden kann. Sechs weitere Mitglieder der Gruppe, die einen Körpermodifikations-Kult betrieb, wurden ebenfalls verurteilt.
Zuvor waren bereits neun Männer der Gruppe, darunter ein Deutscher, zu Haftstrafen verurteilt worden.
Bei diesem Kult ging es darum, Männer durch Genital Nullification - die Entfernung von Penis und Hoden - zu sogenannten "Nullos" zu machen.
Die Männer gaben an, dass sie sich als Eunuchen identifizierten und die Operationen aneinander durchführen mussten - ohne die Hilfe medizinisch qualifizierter Personen und in keiner sterilen Umgebung. Das traf auch auf ihre Opfer zu, die regelrecht abgeschlachtet wurden, wie der zuständige Richter sagte.
Gustavson soll darüber hinaus Bilder von Kindern und Tierpornografie besessen haben. Zudem habe er vier Penisse für 700 Pfund (813 Euro) verkauft und behauptete, einen Achtjährigen kastriert und Sex mit ihm gehabt zu haben.
Abscheuliche Videos zur sexuellen Befriedigung
Viele der durchgeführten Eingriffe wurden gefilmt und im Laufe der Zeit immer professionellere Videos produziert. Gustavsons Website war vom 14. Januar 2018 bis zum 1. März 2021 in Betrieb und hatte mehr als 22.800 Nutzer aus der ganzen Welt, die sich das hochgeladene Material zur sexuellen Befriedigung ansahen.
Je nach Mitgliedschafts-Option - Basis, Premium oder VIP -, wurden im Jahr bis zu 100 Pfund (116 Euro) Gebühr fällig.
Im November 2020 meldete sich schließlich ein Opfer bei der Polizei, was dazu führte, das Ermittlungen eingeleitet wurden und die Gruppe aufflog.
Titelfoto: Nicholas.T.Ansell/Press Association/dpa, Facebook/Marius Gustavson