Er bezeichnete Trump als "Amerikas Hitler" und "Ar***loch" - Jetzt soll er sein Vizepräsident werden
Washington (USA) - Der Wahlkampf in den USA bleibt ein haarsträubendes Spektakel: Kurz nachdem Präsidentschaftskandidat Donald Trump (78) ein Attentat knapp überlebt, ernennt er seinen möglichen Vizepräsidenten - den Senatoren J.D. Vance (39). Doch die Wahl wirft Fragen auf, so verfügt der frühere Autor doch über wenig politische Erfahrung und äußerte sich in der Vergangenheit alles andere als freundlich über seinen heutigen Boss.
Alles vergeben und vergessen? Noch vor wenigen Jahren zählte Vance zu den lautesten Kritikern von Donald Trump. In seinem sehr erfolgreichen, autobiografischen (und inzwischen für Netflix verfilmten) Roman "Hillbilly-Elegie" erzählte er 2016 von den sozialen und gesellschaftlichen Problemen der ländlichen US-Bevölkerung.
Nach seinem Popularitätsschub schrieb Vance im selben Jahr in The Atlantic über Trump, dass dieser "ungeeignet für das höchste Amt" des Landes sei, und stempelte ihn als "Opioid der Massen" ab.
Doch damit nicht genug. In einer geleakten Privatnachricht schrieb er, dass er wegen Trumps Aufstieg nicht überrascht sei. Er würde zwischen zwei Gedanken hin und her schwingen:
Entweder sei Trump ein "zynisches Ar***loch", das eventuell gar nicht so schlecht für das Land wäre, oder aber "Amerikas Hitler".
Für ebenjenen Mann will er nun den Vize abgeben, bewies nach dem Vorfall am vergangenen Wochenende, dass er rhetorisch längst im Trump-Lager angekommen ist.
J.D. Vance sorgt nach versuchtem Trump-Attentat für Empörung
Möglicher Trump-Vize ist erst seit eineinhalb Jahren auf großer politischer Bühne aktiv
"Heute ist kein Einzelfall. Die zentrale Prämisse der Biden-Kampagne ist, dass [...] Trump ein autoritärer Faschist ist, der um jeden Preis gestoppt werden muss. Diese Rhetorik führte direkt zum Attentat auf [...] Trump", behauptete Vance nach den Schüssen auf Trump auf X (ehemals Twitter).
Beim Präsidentschaftskandidaten der Republikaner scheint das Anbiedern gut anzukommen. Auch die Popularität von Vance wird bei der Vize-Entscheidung sicherlich eine Rolle gespielt haben.
Dass der 39-Jährige erst über eine sehr kurze politische Laufbahn verfügt - Anfang 2023 wurde er quasi als Polit-Newcomer zum Senator Ohios gewählt -, scheint man dafür gerne in Kauf zu nehmen.
Titelfoto: pa/AP | Paul Sancya