Gruppen-Vergewaltigung von Touristin (28): Indien zahlt Weltreisenden Geld als Entschädigung
Neu-Delhi - Eine spanisch-brasilianische Touristin, die in Indien bisherigen Ermittlungen zufolge Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden ist, hat eine Entschädigung von einer Million Rupien (gut 11.000 Euro) erhalten.
Die örtliche Polizei überreichte dem Lebens- und Reisepartner der Video-Bloggerin vor Reportern einen entsprechenden Scheck, wie ein Video der indischen Nachrichtenagentur ANI zeigte. Opfer von Sexualverbrechen haben in Indien ein Recht auf eine finanzielle Ausgleichszahlung.
Mehrere Verdächtige waren nach der Tat am vergangenen Freitag festgenommen worden. Bereits in dieser Woche soll sich ein Gericht mit dem Fall beschäftigen - was in Indien bei Vergewaltigungen ungewöhnlich rasch ist. Das Gericht betonte laut "India Today" am Dienstag: "Eine Sexualstraftat gegen eine Ausländerin dürfte dem Land Negativwerbung bringen und dadurch das Bild Indiens in der Welt beeinträchtigen." Zudem bestehe die Gefahr, dass der Tourismus Schaden nehme.
Das Paar - Fernanda (28) und Vicente (64) - berichtete in einem inzwischen gelöschten Video auf Instagram, dass es geschlagen worden und die Frau von sieben Männern vergewaltigt worden sei.
Untersuchungen bestätigen Vergewaltigung
Der Vorfall passierte nach Behördenangaben im Bundesstaat Jharkhand, als die beiden Reisenden die Nacht in einem Zelt verbrachten. Die Polizei habe sie anschließend in ein Krankenhaus gebracht, wo medizinische Tests eine Vergewaltigung bestätigt hätten. Die beiden sind seit mehreren Jahren mit ihren Motorrädern auf Weltreise, ihre Erlebnisse teilen sie mit ihren mehr als 240.000 Followern.
In Indien - dem bevölkerungsreichsten Land der Welt mit 1,4 Milliarden Einwohnern - werden nach offiziellen Zahlen im Schnitt jeden Tag 86 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Dazu kommen weitere Opfer, die nie zur Polizei gehen. Viele Inderinnen schweigen über solche Erlebnisse.
Das Problem liegt Frauenrechtsaktivisten zufolge in der patriarchalen Gesellschaft. Sie werfen zudem der Polizei und dem Justizsystem vor, Opfer sexueller Gewalt zu wenig ernst zu nehmen. Viele Fälle bleiben jahrelang liegen, Verurteilungen sind selten.
Große Aufmerksamkeit - wie derzeit der Fall der Touristin - erhalten nur wenige Fälle. 2012 machte aber eine Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem fahrenden Bus, die kurz darauf an ihren Verletzungen verstarb, weltweit Schlagzeilen und brannte sich in Indiens kollektives Gedächtnis ein.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/Instagram/vueltaalmundoenmoto