Geburtenrate katastrophal niedrig: Dieses Land stirbt langsam aus
Seoul (Südkorea) - In fast allen Ländern sinkt die Geburtenrate. Mit nur 0,72 Kindern pro Frau bildet Südkorea weltweit das Schlusslicht.
Die aktuellen Zahlen für Deutschland, die vor einem Monat vorgelegt wurden, waren alarmierend. Nur noch 1,36 Kinder bekommen Frauen in Deutschland im Durchschnitt.
Wesentlich schlimmer sieht es derzeit in Südkorea aus. Dort sind es laut nationaler Statistikbehörde nur noch 0,72 Kinder pro Frau.
Stirbt das asiatische Land allmählich aus? Wie der Guardian unter Bezugnahme auf Experten berichtet, gibt es drei Gründe für den drastischen Rückgang.
- Arbeitskultur: In Südkorea wird länger gearbeitet als in vielen anderen Ländern, es gilt die 52-Stunden-Woche. Dazu kommt die weit verbreitete Gewohnheit, nach der Arbeit noch mit Kollegen auszugehen, um zu networken.
- Sehr hohe Kosten: Der Wohnraum in Südkorea ist knapp und teuer. In Sachen Bildung herrscht ein harter Wettbewerb: Eltern wollen ihre Kinder auf die besten Schulen des Landes schicken, was enorme Kosten verursacht.
- Gesellschaftlicher Wandel: Laut Statistikbehörde haben nur noch 27,5 Prozent der Südkoreanerinnen ein positives Bild von der Ehe. Gleichzeitig ist das Kinderkriegen aber noch immer eng mit der Ehe verknüpft.
Mit finanziellen Anreizen versucht die Regierung, Paare zur Familiengründung zu bewegen. Bislang blieb dies jedoch ohne großen Erfolg.
Südkoreas schnelle U-Bahn soll für mehr Geburten sorgen
Neben den drei Hauptgründen spielen auch zahlreiche Nebenfaktoren eine Rolle.
In den vergangenen Jahren ist in Südkorea eine radikal-feministische Bewegung namens "4B-Movement" entstanden. 4B steht für die "Vier Neins" der Frauen in der Beziehung zu Männern: Kein Sex, kein Dating, keine Hochzeit und keine Kinder.
Welchen langfristigen Einfluss die Bewegung auf die Geburtenrate hat, ist jedoch noch unklar.
Auch die langen Pendelzeiten von der Wohnung bis zum Arbeitsplatz sind für viele Menschen belastend. Um dem entgegenzuwirken, wurde in der Hauptstadt Seoul vor Kurzem eine extrem schnelle U-Bahn eingeweiht.
Titelfoto: ANTHONY WALLACE / AFP