Es geht um NS-Propaganda und Antisemitismus: Bundesanwalt erhebt Anklage gegen Neonazi-Verleger
Leipzig - Es wird enger für das Neonazi-Trio: Die Bundesanwaltschaft hat gegen den einstigen NPD-Stadtrat Enrico B. (39), seine ehemalige Freundin Annemarie K. (37) und Ex-NPD-Kreisrat Matthias B. (37) wegen Gründung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung Anklage erhoben. Sie sollen den Verlag "Der Schelm" betrieben haben.
Holocaust-Leugnung, NS-Propaganda und finsterster Antisemitismus: Beim "Schelm" konnte man über Jahre hinweg so gut wie alles bestellen, was verboten war. Schon im Jahr 2020 stürmte die Soko Rex ein Lager des Verlags, doch das Geschäft ging einfach weiter.
Nun sind sich die Ermittler sicher: Das einstige Pärchen Enrico Böhm und Annemarie K. hat den Verlag 2018 zusammen mit dem gesondert verfolgten Adrian P. gegründet! 2019 soll sich Matthias B. angeschlossen haben. Der NPD-Mann aus Röderaue brachte bereits Erfahrungen mit, betrieb aus Gröditz heraus ein eigenes Antiquariat, steckte hinter der rechtsextremen Modemarke "Label33" und zog 2014 in den Kreistag Meißen ein.
Beim "Schelm" soll er laut Anklage die Infrastruktur für den Vertrieb eingerichtet, Bestellungen bearbeitet und Komplizen Arbeitsaufträge erteilt haben. Auch als Grafiker soll er sich beteiligt haben.
Das Pärchen wiederum soll die Räume angemietet und den Vertrieb organisiert haben.
Bis Dezember 2020 sollen sie mit dem illegalen Handel 80.000 Euro umgesetzt haben.
Titelfoto: Montage: Landeskriminalamt + Peter Schulze + privat/archiv