Langjährige Prostituierte "hat uns ihr Baby vor die Füße geschmissen!"
Plauen/Cheb (Tschechien) - Zwangsprostitution, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel sind die Kehrseite der Sexkauf-Medaille. Deshalb wollen CDU und CSU ein Verbot in Deutschland und das "Nordische Modell" - die Erlaubnis, Sex anzubieten, aber das Verbot, ihn zu kaufen. Auch eine Sächsin setzt sich seit drei Jahrzehnten dafür ein.
Es ist eine kontroverse Diskussion, die aktuell im Bundestag geführt wird. Bringt ein Sexkauf-Verbot wirklich die positiven Effekte mit sich, die sich die Union erhofft? Oder entstehen dadurch nur noch mehr illegale Dinge?
"Nachdem wir in Deutschland der Puff Europas sind, ist es dringend notwendig, dass wir die Frauen schützen", sagt die Abgeordnete Dorothee Bär (46) in der ProSieben-Reportage "Jenke.Report". Nur schützt man die Frauen dadurch wirklich? Oder werden einige von ihnen nur noch mehr ausgebeutet und würde man das jahrelang hart aufgebaute Standing der Sexarbeiterinnen mit einem Mal einreißen?
Cathrin Schauer-Kelpin (60) ist seit 30 Jahren Sozialarbeiterin und leitet in Plauen die Organisation Karo e.V. "Auch, wenn der Zwang zur Prostitution unterschiedlich ist: Für uns gibt es keine freiwillige Prostitution", sagt die Sächsin.
Sexarbeit müsse zwar nicht immer mit brutaler Gewalt durchgesetzt werden, aber auch Armut oder unvorhergesehene Extremsituationen wie eine Trennung können Frauen in den Job bringen.
Jenke.Report (SAT.1): "Die ist Zuhälterin, Opfer, alles - die ist multifunktionell"
In der vogtländischen Stadt wollen sie und eine Kollegin Kontakt zu Prostituierten aufnehmen, die - insbesondere nach der Coronazeit - vornehmlich der Wohnungsprostitution nachgehen.
Schnell finden sie eine "alte Bekannte", mit der ihnen schon Schreckliches widerfahren ist. "Die wurde von klein auf verkauft und hat uns mal ihr Baby vor die Füße geschmissen: 'Hier, könnt ihr haben.' Die ist Zuhälterin, Opfer, alles - die ist multifunktionell", sagt Schauer-Kelpin.
Vor einem Mehrfamilienhaus sprechen sie mit einer ungarischen Sexarbeiterin. Sie erzählt: "Ich mache das, weil ich Geld verdienen muss. Ich habe drei Kinder, die sind bei der Oma in Ungarn."
Viele Frauen sind nur wenige Wochen in Plauen, ziehen dann weiter - und neue Damen kommen in die Grenzregion zu Tschechien.
Die komplette Reportage gibt's auf Abruf bei Joyn.
Titelfoto: Bildmontage: Karo e.V. ; picture alliance/dpa