Sexarbeiterin Tamara: "Viele buchen eine Stunde, sind aber nach acht Minuten fertig"
Berlin - Geht es nach der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, soll schnellstmöglich Schluss sein mit käuflichem Geschlechtsverkehr und dem Betrieb von Bordellen. Zwar gibt es hierzulande nicht wenige Zwangsprostituierte, doch einige gehen dem Geschäftsmodell "Sex gegen Geld" auch freiwillig nach, wie die SWR-Doku "Sex kaufen" zeigt.
Aurel Johannes Marx ist seit mehr als 20 Jahren Puffbesitzer, betreibt unter anderem im Berliner Süden ein Bordell, in dessen Zimmer sich die Sexarbeiterinnen einmieten können, dann aber als Selbstständige arbeiten. Gleich sind unter seinem Dach aber die Preise: 80 Euro für 30 Minuten, 150 Euro für eine Stunde. Davon würden 40 beziehungsweise 70 Euro bei Marx landen.
Da es "selten" passiere, dass ein Gast lediglich den Standard aus Oral- und mit Kondom geschütztem Vaginalverkehr möchte, würden die Frauen oft extra kassieren. Je nach Art des Wunsches kostet das bis zu 60 Euro.
Nach eigenen Angaben achtet der Betreiber darauf, dass er sich keine Zwangsarbeiterinnen ins Haus holt, die gegen ihren Willen mit Männern schlafen, die er nicht als "Freier" bezeichnet. "Das hört sich so billig und bescheuert an. Es ist ein vernünftig bezahlender Gast", sagt er in der Doku.
Man rede mit den Frauen und auch die anderen Sexarbeiterinnen stünden untereinander im Kontakt "Wenn wirklich eine einen Zuhälter hat, kriegen wir das ganz schnell mit."
Das Kamerateam kann über Kameras live mitverfolgen, wie in Marx' Puff die Auswahl einer Frau abläuft. Ein Kunde setzt sich in ein Zimmer und kann die leicht bekleideten Damen nacheinander betrachten. "Alle stellen sich kurz vor und dann sagt er zu Maria, mit wem er Sex haben will", spricht Reporterin Lisa Altmeier auch den Job von Hausdame Maria (71) an.
SWR-Doku "Sex kaufen": "Alle stellen sich kurz vor und dann sagt er, mit wem er Sex haben will"
Eine von 30.600 gemeldeten Prostituierten in Deutschland ist Tamara. Sie wollte ursprünglich via OnlyFans und dem Anbieten von Nacktfotos Geld verdienen, was sich allerdings als nicht lukrativ genug entpuppte. So kam sie zur (freiwilligen) Prostitution, die sie nach einer gewissen Zeit, wenn sie sich etwas "ermöglicht" habe, aufgeben und eine Familie gründen will.
Hausdame Maria glaubt daran nicht: "Das ist sehr unrealistisch. Die Hure bleibt fast immer Hure."
Und so läuft ein bezahlter Geschlechtsverkehr bei Tamara ab: "Es wird drüber gesprochen, was er möchte, dann nehme ich mein Geld, frage ihn, ob er duschen will - aber wenigstens Hände waschen, das ist mir wichtig. Dann haben wir für jeden Gast ein Laken, das über Kissen und alles gelegt wird, dass nicht jeder auf der Decke ... und dann gibt's noch bisschen Musik und es geht los."
Die Anfang 30-Jährige habe in "guten" Nächten gern mal sechs Kunden, verdiene so bis zu 700 Euro. Innerhalb weniger Stunden mehrfach mit fremden Männern im Bett zu landen, sei aber anders als man denkt. "Der Sex ist nicht lang. Viele Leute buchen eine Stunde, sind aber nach acht Minuten fertig. Manche sind auch total zugekokst, da geht gar nichts."
Und Tamara will sich beim Akt mental schützen: "Ich gucke denen nicht ins Gesicht, sondern auf den Körper."
TV- und Streaming-Tipp: Die zweiteilige Doku "Sex kaufen" zeigt das SWR-Fernsehen in der Nacht zum 6. September ab 1.05 Uhr. Schon jetzt seht Ihr sie in der ARD-Mediathek.
Titelfoto: SWR