Stadt will riesiges Erotikzentrum bauen: Anwohner laufen Sturm!
Amsterdam (Niederlande) - War es das für das berühmte Amsterdamer Rotlichtviertel? Berichten zufolge planen die Behörden der Stadt den Bau eines Erotikzentrums. Das Gebäude soll 100 Arbeitsplätze schaffen.
Wie unter anderem die niederländische überregionale Abendzeitung NRC Handelsblad berichtet, will die Stadt Amsterdam das Erotikzentrum bauen, um den touristischen Druck auf das Rotlichtviertel zu verringern.
Als mögliche Standorte kämen etwa das Stadtviertel Zuidas, das auch als "Finanzmeile" bekannt ist, und das Werft-Gelände NDSM in Amsterdam-Noord, in dem bereits viel Kultur angesiedelt ist, in Frage. Das gehe aus einer Standortumfrage hervor, die Bürgermeisterin Femke Halsema (56) am vergangenen Donnerstag an den Stadtrat geschickt hat.
In dem vor bereits zwei Jahren angekündigten Zentrum wolle Halsema Sexarbeiterinnen unterbringen, die noch hinter den Fenstern im Rotlichtviertel der Innenstadt stehen. Die Bürgermeisterin hoffe, damit die Situation dieser Frauen zu verbessern.
Vor allem aber sollen auf diese Weise die Scharen von "Partytouristen" aus der Altstadt gelockt werden.
Unklar ist derzeit auch, ob die Sexarbeiterinnen kooperieren
Die neue Unterkunft soll "hochwertig" werden, mit "hundert Plätzen für Sexarbeit, Gastronomie und Unterhaltung". Halsema betonte, dass es ein Ort werden soll, an dem "Erotik und Sexualität positiv hervorgehoben werden".
Betrieben werden solle das Zentrum allerdings nicht von der Stadt, sondern von Privatpersonen.
Doch nicht jeder ist von diesen Plänen begeistert! Dass weiß auch die Bürgermeisterin. Neben den Chancen, die das Erotikzentrum mit sich bringe, gebe es auch "Herausforderungen und Dilemmata", wie sie sagte und damit mögliche Belästigungen und Unsicherheiten von Anwohnern ansprach.
In Zuidas im Süden der Stadt gebe es seit geraumer Zeit Widerstand gegen die mögliche Ansiedlung des Erotikzentrums. Das Kongresszentrum RAI als möglicher Nachbar habe sich bereits dagegen ausgesprochen.
Auch im Bezirksrat wehren sich Oppositionspolitiker gegen den Plan: Sie bezeichnen das vorgesehene Areal rund um die Zuidas als "völlig ungeeignet für ein Erotikzentrum".
Halsema hoffe, im Herbst eine endgültige Entscheidung für den Standort treffen zu können.
Unklar sei zudem, ob die Prostituierten und Besitzer von Fensterbordellen im Rotlichtviertel bei der Umsiedlung an einen anderen Ort in der Stadt kooperieren werden. Kommt das Erotikzentrum, werde dies mit dem Verschwinden der Fenster einhergehen, so Halsema - im Extremfall durch Zwangsschließungen.
Titelfoto: Montage: 123rf.com/photosis, 123rf.com/dmitrimaruta