"Wir werden das überstehen": KeXerei-Chef hat Sorgen, verfällt aber nicht in Panik

Dresden - Mohnmakronen, Rosinenstollen, Ingwerbiskuits: Eigentlich laufen die Öfen von Bäckermeister Matthias Walther (52) vor den Festtagen so richtig heiß.

Dem Dresdner Bäckermeister Matthias Walther (52) geht die Situation gehörig auf den Keks.
Dem Dresdner Bäckermeister Matthias Walther (52) geht die Situation gehörig auf den Keks.  © Steffen Füssel

Jeweils rund 20.000 Kilo Christstollen gingen in vergangenen Jahren über die Ladentheken - und brachten das Team der Dresdner Bäckerei "Kexerei" während der kalten Jahreszeit regelmäßig ins Schwitzen. Doch in diesem Jahr laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Sparflamme.

"Normalerweise knallt es ab Ende November so richtig rein. Rund 32.000 Kunden kaufen jedes Jahr in der Weihnachtszeit bei uns ein. Das wird wohl dieses Jahr nicht so sein", bedauert Dresdens berühmtester Keks-Bäcker Matthias Walther.

"Dabei brauchen wir das Weihnachtsgeschäft - gerade in diesem Jahr." Wegen des ersten Lockdowns im Frühjahr waren dem Unternehmer schon die Oster-Einnahmen weggebrochen.

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Seit 2009 hat der Bäckerssohn mehrere Keksmanufakturen in Dresden und Leipzig eröffnet, darunter auch die Filiale in der Sporergasse (zwischen Frauenkirche und Residenzschloss).

"Als Ur-Dresdner wollte ich immer ein Geschäft in der Nähe der Frauenkirche haben", so Walther.

"2018 habe ich dann den Laden in der Sporergasse ausgebaut - und alles neu gemacht."

Stollenproduktion wurde gestoppt

Verkäuferin Lisa Türke (24) präsentiert einen Korb mit frisch gebackenen Leckereien.
Verkäuferin Lisa Türke (24) präsentiert einen Korb mit frisch gebackenen Leckereien.  © Steffen Füssel

Doch vor allem diese Kexerei-Filiale bereitet dem Zuckerbäcker jetzt große Sorgen: "Seit der Eröffnung steppte hier jeden Tag der Bär. Da kamen schon mal bis zu 600 Kunden am Tag", sagt Walther.

"In den vergangenen Tagen waren es maximal 40. Das liegt daran, dass in dieser Gegend vor allem Touristen einkaufen - die sind jetzt gerade natürlich nicht da." Binnen zwei Wochen sei der Umsatz um 93 Prozent eingebrochen.

Um größere Verluste zu vermeiden, hat er sogar die Stollenproduktion gestoppt. "Bisher haben wir etwa 8000 Kilo Stollen vorgebacken", so der Bäckermeister.

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Und weiter: "Ich habe keine Angst, dass wir die nicht loswerden, aber wenn ich jetzt weiterbacke, bleibt er vielleicht übrig."

Gleiches gilt für das wohl größte Kekssortiment der Stadt: "Wir möchten, wenn es gebraucht wird, frisch produzieren. Ich will im Januar keine Kekse verkaufen, die ich schon im November gebacken habe. Der Geschmack ist das Wichtigste."

Die "Kexerei"-Filiale in der Sporergasse ist menschenleer. Normalerweise besuchen das Geschäft bis zu 600 Kunden am Tag.
Die "Kexerei"-Filiale in der Sporergasse ist menschenleer. Normalerweise besuchen das Geschäft bis zu 600 Kunden am Tag.  © Steffen Füssel
Knusprige Teigtaler soweit das Auge reicht: In der "Kexerei" gibt das wohl größte Keks-Sortiment der Stadt.
Knusprige Teigtaler soweit das Auge reicht: In der "Kexerei" gibt das wohl größte Keks-Sortiment der Stadt.  © Steffen Füssel

Die Ungewissheit schlägt aufs Gemüt

Und was nun? "Wir stehen solide da - und werden das überstehen", sagt der Unternehmer und setzt vor allem auf den Online-Handel. "Wir haben Glück, dass wir darüber ein paar Aufträge an Land ziehen können. Einige Kunden erinnern sich an uns, hatten Flyer mitgenommen und bestellen im Internet."

Trotzdem: Die Ungewissheit schlägt dem Kexerei-Team geschlossen aufs Gemüt. Matthias Walther: "Wir wollen Kekse backen, Kekse verkaufen - und nicht zu Hause sitzen in der Weihnachtszeit. In den letzten Wochen herrschte in der Backstube eine richtige Totengräber-Stimmung. Wir fragen uns alle, was passiert und wie es wohl weitergeht."

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)

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