Weil Bürger ihre Nachbarn verpfeifen sollen: Aufstand gegen Petz-Plakate
Dresden - Mit Plakaten macht Dresden Werbung für die angebliche "Service-Nummer". Einheimische können so "Verstöße gegen Ordnung und Sicherheit" direkt dem Ordnungsamt melden. Doch die Kritik daran ist enorm. Gerade viele Ältere fühlen sich an Stasi-Methoden oder noch dunklere Zeiten erinnert.
"Ich bin fassungslos. Mit Steuergeldern finanziert, ruft ein Bürgermeister dazu auf, 'Denunziere Deinen Nachbarn!' In einem Land, wo die Stasi 30 Jahre Menschen verfolgt, enteignet und misshandelt hat", schimpft etwa Estancia-Wirt Steffen Zuber (58).
Unterstützung kommt auch aus der Politik. "Dieses offene Anstiften zum Denunzieren sorgt nicht für einen besseren Zusammenhalt, sondern befördert Misstrauen und Missgunst. Es erinnert entsetzlich an die Blockwartmentalität vergangener Zeiten", wettert FDP-Chef Holger Zastrow (52), der die Kampagne zum Thema im Stadtrat machen will.
Und auch im Netz läuft die Diskussion heiß. Viele Kommentatoren in den sozialen Netzwerken fühlen sich an Stasi-Methoden erinnert.
Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (53, CDU) steht weiter hinter seinen Petz-Plakaten:
"Seit dem Start der Kampagne ist ein höheres Anrufaufkommen zu verzeichnen. Auf Hinweise wird mit der gebotenen Sachlichkeit eingegangen."
Titelfoto: Montage: Sebastian Willnow/dpa, Thomas Türpe