Nach Striezelmarkt-Aus: Was passiert jetzt mit den Pflaumentoffeln?
Dresden - So lange wie irgendwie möglich hatte die Stadt die Absage des Striezelmarkts hinausgezögert, um zumindest ein bisschen Markttreiben ermöglichen zu können. Doch das späte Markt-Aus am 20. November war ein Fiasko für viele Händler. Weil spätestens im Frühling Abertausende Pflaumentoffel weggeschmissen werden müssten, hat ein Händler jetzt eine pfiffige Idee.
Kaum eine Tradition ist so direkt mit den Striezelmarkt verbunden wie das aus Trockenpflaumen zusammengesteckte Männlein.
Was kaum jemand weiß: Nahezu 100 Prozent aller auf dem Markt verkauften Toffel (4,50 Euro pro Stück) stammen aus der Manufaktur von Willy Vanilli.
"Unsere Mitarbeiter sind festangestellt. Im Sommer verkaufen wir Softeis. Die Herstellung der Pflaumentoffel und das Markttreiben ist unsere Winteraufgabe", erklärt Willy-Vanilli-Geschäftsführer Jörn Richter (51).
Seit September sind in der Hoffnung auf einen Striezelmarkt Tausende Figuren entstanden. "Das sind Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum. Wir müssten sie wegschmeißen", sagt Richter.
Weil der Softeis- und Pflaumentoffel-Macher das aber nicht will, verschenkt er die Markt-Mitbringsel jetzt an Bedürftige und kommunale Einrichtungen!
"Kinderheime, Hospize, Altenheime, Kitas mit Notbetreuung: Alle können sich melden." Einfach eine E-Mail an info@willyvanilli.de schreiben.
Wer Lust auf einen der Toffel hat: Die Willy-Vanilli-Filialen an der Altmarkt-Galerie und an der Borsbergstraße bieten die Männlein im regulären Verkauf an.
Was sind Pflaumentoffel?
Pflaumentoffel bestehen aus etwa 14 getrockneten Backpflaumen, die mit Holzstäbchen in die Form eines Schornsteinfegers gebracht werden. Sie gelten als eine der wichtigsten regionalen Spezialitäten auf dem Striezelmarkt.
Ihre erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1801. Arme Kinder, mit einem Bauchladen ausgestattet, mussten damals selbst gebastelte Pflaumentoffel auf dem Markt verkaufen.
Berühmt wurden diese "Striezelkinder" durch eine Zeichnung von Ludwig Richter (1803-1884). Die kleine Gestalt des Plaumentoffels wurde so zum Sinnbild des Striezelmarktes.
Der Pflaumentoffel stand damals für Waisenkinder, die durch eine sächsisch-kurfürstliche Genehmigung (1653) legal, aber dennoch unter erbärmlichen Umständen Schornsteine von innen reinigen mussten.
Später wurde immer mehr der Schornsteinfeger als Glückssymbol in den Mittelpunkt gerückt. 1910 wurde der Handel der Toffel durch Kinder verboten.
Titelfoto: Petra Hornig