Nach dem Aus für den Dresdner Riesenstriezel: Stollenverband verbietet "August" den Mund!
Dresden - Fans des Dresdner Striezelmarkts müssen stark sein: Das Stollenfest findet dieses Jahr zwar wieder statt, allerdings ohne Riesenstollen! TAG24 hat bei August dem Starken nachgefragt, was er davon hält.
Vor 292 Jahren ließ August der Starke (1670-1733) den legendären "Riesenstollen" backen. Mit dem 1800 Kilogramm schweren Gebäck wollte er den Gästen des "Zeithainer Lustlagers" von 1730 imponieren. Das gelang.
Und das galt auch für die Neuauflage, die seit 1994 zum alljährlichen Stollenfest von Dresdner Meistern gebacken und zuletzt knapp vier Tonnen auf die Waage brachte.
Jetzt hat der Schutzverband Dresdner Stollen allerdings das Aus für die liebgewordene Tradition verkündet. Was August wohl dazu sagen würde, dass seine Idee nun verschwindet?
Das wollte TAG24 wissen und hat ihn - in Person von Dresdens bekanntesten "August"-Darsteller Steffen Urban (59) - gefragt.
Doch seine Königliche Hoheit muss schweigen. "Ich hatte einen Anruf vom Stollenverband", sagt Urban. Dieser habe ihm untersagt, sich dazu zu äußern...
Dresdner sind unzufrieden: "So werden unsere Traditionen kaputt gemacht!"
Doch bei Freunden der liebgewordenen Adventstradition fällt das Urteil ziemlich eindeutig aus. "Ich habe die Schnauze voll, mir kann der Markt und der ganze Rest gestohlen bleiben", wettert eine Frau im Netz. Ein anderer User schimpft: "Und so werden nach und nach unsere Traditionen kaputt gemacht! Alles traurig!"
Andere Schreiber vermuten die Riesenstriezel-Aus eher als Folge der Energiekrise: "Dass die Bäcker mit steigenden Rohstoff- und Energiepreisen zu kämpfen haben, ist kein Geheimnis."
Und einer ist in seinem nicht ernst gemeinten Kommentar offenbar um den Stadtchef besorgt: "Geht ja gar nicht. Soll Hilbert vom Fleisch fallen? Ich fordere für den OB eine kostenlose (selbstverständlich) Kalorienuntergrenze..."
Immerhin: Der "Fürstenzug" der Stollenbäcker bleibt
Auch der Fürstenzug in der Augustusstraße ist eine DER Touristenattraktionen in Dresden. Am gestrigen Mittwoch bekamen die noch mehr geboten. Unter den wachsamen Augen von August dem Starken formierte sich ein weiterer Zug: Ein Zug der Stollenbäcker - und der tröstete ein wenig über das Aus für den Riesenstollen hinweg.
"Mit unserem 'Stollenbäckerzug am Fürstenzug' wollen wir auf uns und unser Handwerk aufmerksam machen und den offiziellen Start in die Stollensaison 2022 feiern", erklärte Andreas Wippler (44), der Vorsitzende des Schutzverbands Dresdner Stollen. "Der Fürstenzug steht für Tradition und Handwerkskunst und passt daher ganz wunderbar zu uns."
Das Backen der Dresdner Spezialität hat allerdings schon vor Wochen begonnen. "In meiner Backstube habe ich damit in der letzten Septemberwoche angefangen", sagt Wippler.
Bis zum Saisonende werden allein seine Bäckerei "mehrere Tausend" Striezel verlassen. Im gesamten Verband sind es Millionen.
Titelfoto: Holm Helis und Lutz Hentschel