Energiekrise – war da was? FDP will im Advent die Lichter wieder anknipsen
Dresden - Nach zwei von der Corona-Pandemie überschatteten Adventszeiten soll Dresden seinem selbst konstruierten Marketing-Ruf als "Weihnachtshauptstadt" wieder gerecht werden.
FDP-Stadtratsfraktion fordert, die Altstadtsilhouette und andere Sehenswürdigkeiten wieder wie vor der akuten Energiekrise anstrahlen zu lassen. Das jedoch stößt auf ein geteiltes Echo.
Allerdings: Laut einer Verordnung dürfen seit Anfang September keine öffentlichen Gebäude, Denkmale und Brücken nachts mehr angestrahlt werden – und das bundesweit. Inzwischen aber lässt der Gesetzgeber Ausnahmen zu. Demnach kann anlässlich religiöser Feste die Effektbeleuchtung angeknipst werden.
Laut Bundeswirtschaftsministerium gilt das bei strenger Auslegung allerdings nur zu Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen. Die FDP will das auf die gesamte Weihnachtsmarkt-Saison ausdehnen.
Heute befasst sich der Ausschuss für Wirtschaftsförderung mit dem Thema. In den Reihen der Linken, der Freien Wähler und der CDU sowie beim Tourismusverband Dresden wird mehr Licht rund um Weihnachten begrüßt.
Dresden wird Weihnachtsbeleuchtungen einschränken
"Allerdings muss geprüft werden, wie die Finanzierung der Mehrkosten erfolgen soll", sagte der umweltpolitische Sprecher der Christdemokraten, Veit Böhm (57).
FDP-Fraktionschef Holger Zastrow (53) hielt dem entgegen, dass die Stadt bei der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik auf die Tube drücken müsste. So hofft er, lassen sich im Nachhinein die zunächst nicht bezifferbaren Ausgaben rund um die weihnachtlichen Ausnahmen ein Stück weit kompensieren.
Martin Schulte-Wissermann (51) von der Dissidenten-Fraktion hingegen erteilte dem FDP-Vorstoß eine Abfuhr: "Business as usual kann es jetzt nicht geben. Wir müssen alle Energie sparen." Die Stiftung Frauenkirche Dresden sieht es ähnlich: "Wir verstehen diese Maßnahme als solidarische Geste." Im Klartext: Die Frauenkirchen-Strahler bleiben aus.
Auch die Stadt wird ihre Weihnachtsbeleuchtungen einschränken. Rathaussprecherin Diana Petters: "Im Bereich der Wilsdruffer Straße begrenzt sich die Installation der LED-Lichterketten auf den Bereich Altmarkt."
Striezelmarkt: Die Pyramide steht schon
Die Sanierungsarbeiten auf dem Altmarkt machen Pause. Jetzt heißt es in anderer Hinsicht anpacken. Ab 23. November wird an der Wilsdruffer Straße wieder gestriezelt. Am gestrigen Dienstag startete der Aufbau des traditionsreichen Dresdner Weihnachtsmarktes (seit 1434).
Neben der knapp 15 Meter hohen Pyramide wurde ein Karussell aufgestellt. Sobald sich diese eine Woche nach dem Buß- und Bettag zu drehen beginnt, laden auf dem Striezelmarkt 213 Anbieter zum Einkaufen, Glühweintrinken und Stollen Naschen in den Budengassen ein. "Zudem soll es wieder ein attraktives Kulturprogramm geben", sagt Rathaussprecherin Diana Petters.
Dass im Vergleich zu 2019 und in Zeiten von Personalnöten die Zahl der Händler und Gastronomen doch "nur" um 17 zurückging, ist das Ergebnis einer Jobbörse. Diese hatten mehrere hundert Interessierte wahrgenommen.
Der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e. V. beispielsweise empfing 30 Bewerber zum Gespräch. "Besonders Rentner kamen", so Petters. Aber auch Studenten und Geflüchtete fragten nach Jobangeboten.
Energetisch gesehen fällt der Striezelmarkt im Vergleich zu früheren Jahren weniger ins Gewicht. Der Grund: Die Beleuchtung wurde weitestgehend auf stromsparende LED-Technik umgerüstet. Der Gesamtstromverbrauch für die Sause liegt damit aber immer noch bei bis zu 250.000 Kilowattstunden.
Zum Vergleich: Damit kämen einhundert 2-Personen-Haushalte ein ganzes Jahr zurecht.
Titelfoto: Thomas Türpe