Schock-Bilanz der Polizei Dresden: Zahl der Verkehrstoten im Schnitt mehr als verdoppelt!

Dresden - Immer mehr Verkehrstote im Bereich der Polizeidirektion Dresden: Starben im Jahr 2022 auf den Straßen der Landeshauptstadt und der Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 22 Menschen, war diese Zahl 2023 bereits Mitte Juni erreicht.

In Coswig ließ ein Radler (†54) sein Leben bei einem Dooring-Unfall. Trauernde hinterlegten Blumen.
In Coswig ließ ein Radler (†54) sein Leben bei einem Dooring-Unfall. Trauernde hinterlegten Blumen.  © Ove Landgraf

Inzwischen sind es noch mehr Todesopfer. Bis Anfang August sind bereits 28 Verkehrsteilnehmer umgekommen. Und das, obwohl das Unfallaufkommen insgesamt in den ersten sieben Monaten hingegen nur moderat von 13.222 (2022) auf 13.658 (2023) anstieg.

Die Zahlen der Verkehrstoten schwankten in den vergangenen Jahren zwischen 40 (2015) und zehn (2021). Warum sie 2023 zum Vorjahr stark angestiegen sind, ist selbst der Polizei ein Rätsel. Kein Massen-Unfall mit vielen Toten ist darunter.

Die Statistik der tödlichen Unfälle weist zudem keine Konzentration auf bestimmte Fahrzeuge, Orte oder das Alter der Opfer aus. "Es ist nicht der Senior, nicht der Fahranfänger", sagt Jürgen Jacobs (54), Leiter der Verkehrspolizeiinspektion.

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Dresden Unfall Unfall am Bahnhof Mitte: Bus und Bahn zusammengekracht!

Die Opfer sind zwischen 18 und 85 Jahre alt. Es sind auch nicht vorwiegend Radler oder Motorradfahrer, die ihr Leben ließen, sondern ebenso Autofahrer, die einen Baum-Crash nicht überlebten, oder Fußgänger, die mit einer Straßenbahn kollidierten.

Überwiegend passierten die tödlichen Unfälle im Landbereich, seltener in der Stadt (sechsmal). Auffällig ist zudem, dass von den 28 Opfern 20 männlich sind. "Frauen handeln überlegter im Straßenverkehr", erklärt Jacobs.

An der Stübelallee in Dresden starb ein Senior (†85) nach der Kollision mit einer Straßenbahn.
An der Stübelallee in Dresden starb ein Senior (†85) nach der Kollision mit einer Straßenbahn.  © Roland Halkasch
Auf der Flucht vor der Bundespolizei über die A17 krachte ein Schleuser in die Böschung neben der Autobahn. Eine Geflüchtete (†44) kam dabei zu Tode.
Auf der Flucht vor der Bundespolizei über die A17 krachte ein Schleuser in die Böschung neben der Autobahn. Eine Geflüchtete (†44) kam dabei zu Tode.  © Marko Förster

Kontroll-Offensive soll Menschenleben retten

Rene Fasold (43) ist der neue Messangestellte bei der Verkehrsüberwachung.
Rene Fasold (43) ist der neue Messangestellte bei der Verkehrsüberwachung.  © Thomas Türpe

Die Verkehrspolizei setzt jetzt verstärkt auf nachhaltige Kontrollen. Dort, wo sich Unfälle häufen oder viele Verstöße zu beklagen sind, soll Streckenüberwachung Abhilfe schaffen, bei der wiederholt an gleicher Stelle kontrolliert wird. Irgendwann merken sich die Verkehrsteilnehmer das und fahren vorsichtiger in diesem Bereich.

Zur besseren Überwachung hat die Verkehrspolizei jetzt aufgerüstet. Neben zwei Lichtschranken-Blitzern ESO 8.0, zwei Video-Kameras für Rotlicht-Verstöße und einem Abstandsmess-Kontrollsystem (VKS 4.5) mit zwei Kameras sind neuerdings drei "Polyscan FM 1"-Geräte, die basierend auf Laserpuls-Laufzeitmessung (LIDAR-Laser-Technik) Geschwindigkeitsüberschreitungen und Rotlichtverstöße aufzeichnen können, im Einsatz.

Seit Juni wird das 50-köpfige Team der Verkehrsüberwachung zusätzlich durch den Messangestellten Rene Fasold (43) unterstützt, der die Kontrolltechnik betreut.

Nicht nur Handys sorgen für Ablenkung

Verkehrspolizeichef Jürgen Jacobs (54) setzt auf Rücksichtnahme und nachhaltige Kontrollen.
Verkehrspolizeichef Jürgen Jacobs (54) setzt auf Rücksichtnahme und nachhaltige Kontrollen.  © Thomas Türpe

Dennoch sind Kontrollen allein nicht genug: Beispielsweise können sogenannte "nicht angepasste" Geschwindigkeiten schlecht geahndet werden.

Und spielten Alkohol- und Drogen bei den Verkehrstoten 2023 keine Rolle, so sind sie doch ein Problem, so Dresdens Verkehrspolizeichef Jürgen Jacobs (54). Nur mit "gegenseitiger Rücksichtnahme" kann es gelingen, schwere Unfälle zu vermeiden.

Die Aussichten für den Verkehr der Zukunft sind nicht eben rosig: Das Aufkommen nimmt zu. Pedelecs, die zu schnell sind, und E-Autos, die zu schnell beschleunigen, werden "unterschätzt", wie Jürgen Jacobs sagt.

Zudem sorgen nicht nur Smartphones, sondern auch die Technisierung der Fahrzeuge für mehr Ablenkung der Fahrer im Verkehr.

Titelfoto: Bildmontage: Marko Förster,Thomas Türpe

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