Traditionsbetrieb vor dem Aus! Kann das Rathaus die 115 Hermes-Jobs retten?

Dresden - Verliert Dresden 115 wertvolle Industrie-Arbeitsplätze und einen wichtigen Weltmarktführer? Der Hamburger Werkzeughersteller Hermes will den Dresdner Standort "schleifen". 100 Jahre Geschichte des einstigen VEB Schleifkörper-Union Dresden stehen vor dem Aus. In letzter Minute schalten sich Politik und Rathaus ein.

Betriebsrat, Mitarbeiter und Gewerkschaft wehren sich.
Betriebsrat, Mitarbeiter und Gewerkschaft wehren sich.  © Eric Münch

Bis Ende 2021 sollen in Dresden bei den hochspezialisierten Herstellern von Schleifscheiben für die Industrie die Lichter ausgehen. Hintergrund sind laut Geschäftsführung Umsatzeinbrüche des Zulieferers hauptsächlich in der Automobilbranche, die sich durch Corona verstärkt hätten.

Hermes-Chef Jan Cord Becker (48): "Unsere Mitarbeiter hier in Dresden machen einen tollen Job. Sie können sich nichts vorwerfen. Ich bedauere es sehr, dass es wohl zu Entlassungen kommen wird."

Belegschaft und Gewerkschafter wehren sich.

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Erste Proteste vor Ort fanden statt. "Aus unserer Sicht kann und sollte der Standort erhalten bleiben. Das Unternehmen hat noch nicht aufgezeigt, wie sie Technologie und Produkte mit gleicher Qualität und Preis anderswo produzieren kann", so Norbert Winter (41), Gewerkschaftssekretär der IG BCE.

Zudem habe das Unternehmen noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, für den Standort zu kämpfen.

Der Dresdner Standort von "Hermes Schleifmittel" an der Lohrmannstraße soll geschlossen werden.
Der Dresdner Standort von "Hermes Schleifmittel" an der Lohrmannstraße soll geschlossen werden.  © Eric Münch

OB Dirk Hilbert will Antrag aus formalen Gründen nicht zulassen

Anders als beim Aus von Haribo (Wilkau-Haßlau, 150 Arbeitsplätze) schaltete sich die Politik bisher kaum ein.

Nur die AfD-Fraktion im Stadtrat reagierte. Per Antrag sollte sich OB Dirk Hilbert (49, FDP) für den Erhalt einsetzen. "Wir wollten so den Fokus der Stadtpolitik auf die 115 gefährdeten Arbeitsplätze lenken. Dresden muss sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, das Unternehmen hier zu halten", so Stadtrat Thomas Ladzinski (31, AfD).

Den Antrag will Hilbert aus formalen Gründen nicht zulassen. Gleichzeitig versicherte der OB jedoch, für das Unternehmen zu kämpfen, Anfang Dezember ist ein Gesprächstermin angesetzt.

"Sollte das Aus folgen, wäre es erneut eine Entscheidung gegen einen Standort in den neuen Bundesländern", kritisiert Torsten Schulze (50, Grüne), der sich ebenfalls für einen Erhalt aussprach.

Titelfoto: Eric Münch

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