Studie belegt: Junge "Ossis" kommen seltener zum Zug
Dresden/Leipzig - "Ist der Osten eine westdeutsche Erfindung?" Über das gleichnamige Buch des Leipziger Professors Dirk Oschmann (57) wurde Montagabend im vollbesetzten Dresdner Kulturpalast diskutiert.
Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung sind junge Ostdeutsche in Spitzenpositionen weiterhin deutlich unterrepräsentiert, zeigt eine neue Leipziger Studie.
"Selbst bei gleicher Qualifikation und Berufserfahrung haben Westdeutsche in Ostdeutschland bessere Chancen, eine Spitzenfunktion zu erreichen", fand der Soziologe Dr. Jörg Hartmann (41) vom Research Centre Global Dynamics der Universität Leipzig heraus.
Für seine Untersuchung analysierte er Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1990 bis 2020. Die Analyse zeigte unter anderem, dass jüngere Westdeutsche in Ostdeutschland eine etwa doppelt so große Chance auf höhere Führungspositionen haben wie Ostdeutsche.
In Westdeutschland dagegen unterscheiden sich die Chancen auf höhere Führungspositionen zwischen Ost- und Westdeutschen nicht.
Wirken Prozesse aus der Wendezeit bis heute nach?
Hartmann schließt daraus, dass sich die Benachteiligung ostdeutscher Männer nicht durch Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur, im Arbeitsvermögen, den persönlichen Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit oder der sozialen Herkunft erklären lässt.
Seiner Ansicht deuten die Befunde darauf hin, dass hier nachhaltig der Transfer westdeutscher Eliten nach Ostdeutschland nach 1990 wirkt.
"Da besteht aber noch Forschungsbedarf", sagt Hartmann. Diese Untersuchungen sind allerdings nicht für lau zu haben.
Dazu müssten aufwendig eigene Daten erhoben werden.
Titelfoto: Bildmontage: Max Niemann, IMAGO