Straße in Heidenau wird umbenannt: Maler statt Kommunist
Heidenau - Stadtrats-Stress in Heidenau: Weil sich die AfD-Fraktion mit einem Antrag zur Umbenennung der Ernst-Thälmann-Straße durchsetzte, müssen Verwaltung und Bürger einiges an Bürokratie auf sich nehmen.
Woldemar Winkler statt Ernst Thälmann, Maler statt Kommunist. 450 Heidenauer und noch einmal 60 Gewerbetreibende müssen sich auf eine neue Adresse einstellen, ohne umzuziehen.
Der Stadtrat hat sich mehrheitlich für eine Umbenennung ausgesprochen. Antragsteller war die AfD.
Nun ist die Verwaltung gefragt. "Wir werden das nächste Woche angehen", sagt Bürgermeister Jürgen Opitz (63, CDU).
Das Ganze sei ein erheblicher Aufwand. Er selbst halte aber auch so von der Umbenennung nichts. Schon kurz nach der Wende sei man sich am Runden Tisch einig gewesen, dass jede Epoche nun einmal ihre Helden habe und Bilderstürmerei nichts bringe.
Darüber hinaus seien Straße und Name aus DDR-Zeiten identitätsstiftend gewesen. Er sei "sehr traurig" über den Entscheid, so Opitz. Vorher hieß die zentrale Trasse Bismarckstraße ...
Woldemar Winkler wurde in Heidenau-Mügeln geboren
Die AfD begründet ihren Vorstoß wie folgt: "Es ist uns unbegreiflich, wie sich der Name Ernst Thälmann, der einen Aufstand mit über 100 Toten anzettelte und punktuell mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete, um die Weimarer Demokratie abzuschaffen, so lange als Straßenname halten konnte", sagt Fraktions-Chef Daniel Barthel (36).
Das zog auch bei der FDP-Fraktion und einem Stadtrat der Bürgerinitiative Oberes Elbtal, der Teil der CDU-Fraktion ist. Die CDU-Räte selbst enthielten sich.
Thälmann (1886-1944) war von 1925 bis zu Beginn der Naziherrschaft Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands. Er wurde 1944 im KZ Buchenwald von den Nazis ermordet. Maler Winkler (1902-2004) wurde in Heidenau-Mügeln geboren und wuchs dort auf.
Berührungsängste mit der AfD haben die anderen Fraktionen im Heidenauer Rat übrigens auch sonst nicht mehr:
Ein zweiter Antrag der Alternative (zu Kita-Betreuungszeiten) wurde sogar einstimmig angenommen.
Titelfoto: Petra Hornig