Stopp der Stadt ignoriert: Schwarzbau am Hotel Bellevue?
Dresden - Wo bis vor wenigen Tagen eine grüne Idylle auf den Besucher wartete, ragt jetzt ein Ungetüm aus Glas und Stahl in den Himmel. Eine riesiges, fast 90 Meter langes Zelt dominiert den Garten des Dresdner Bellevue-Hotels. Was hier stattfindet, birgt Zündstoff!
Überall Handwerker und Baumaschinen, der Rasen ist an manchen Stellen plattgefahren. Für 360 Teilnehmer einer fünftägigen Firmentagung wird Platz geschaffen.
"Neben den Indoor-Meetingräumen wurde auch unser Garten angefragt", erklärte Hotel-Manager Sebastian Klink (43) das Gewusel vor dem Haus.
Das Problem, das er und seine Kollegen mit dem weithin sichtbaren "fliegenden Bau" nun haben: Der betroffene Garten steht unter Denkmalschutz. Die Anlage wurde in den 1980er-Jahren nach Plänen des Landschaftsarchitekten Günter Kretzschmar erschaffen.
An ihrer Erhaltung besteht laut Rathaus ein "überdurchschnittlich großes öffentliches Interesse".
Verwaltung ordnet Baustop an: Doch das Hotel hält sich offenbar nicht daran
Die denkmalrechtliche Genehmigung für den Zeltbau wurde seitens des Hotels zwar beantragt, von der Verwaltung aber nicht erteilt, teilte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke) auf Anfrage mit.
Über den Widerspruch des Hotels wurde bislang "nicht rechtskräftig entschieden".
Das Zelt steht jetzt trotzdem. Schlimmer noch: "Bereits zu Beginn der Errichtung des Zeltbaus wurden durch Freischnitte der Aufbaufläche irreversible Schäden an verschiedenen Gehölzen [...] verursacht."
Zwar ordnete die Verwaltung vergangene Woche einen Baustopp an, umgesetzt wurde der aber augenscheinlich nicht. Gestern lief der Aufbau unvermindert weiter.
Der Schock sitzt tief, nicht nur im Kulturrathaus. Laut TAG24-Informationen soll bereits mindestens eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen sein. Von offizieller Seite ließ sich das bislang nicht bestätigen.
Wegen des Zeltes? 90 Jahre alte Robinie gefällt
Indes bejahte Hotel-Manager Klink entstandene Schäden an der Vegetation.
Er beteuerte jedoch, dass "nach dem Abbau im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen alles in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird."
Ein winziger Trost für alle Baumfreunde: Die 90 Jahre alte Robinie nahe des Drei-Grazien-Brunnens musste nicht wegen des Zelts, sondern wegen eines Sturmschadens am Samstagabend weichen.
Ein Holzarbeiter zu TAG24: "Hier war Gefahr im Verzug!"
Titelfoto: Montage: Petra Hornig