Bob-Held Francesco Friedrich zwei Jahre fast nur isoliert: Jetzt geht's ins Warme!
Pirna - Auf dem Marktplatz vorm Pirnaer Rathaus standen zwei Autos der Ordnungsbehörde Spalier, damit ja keine große Party steigt.
Nur eine Handvoll Fans hatten sich getraut, den Helden der Stadt zu begrüßen, und bekamen Autogramme. So blieb dem jetzt vierfachen Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich (31) "nur" der liebevolle kleine Empfang von Bürgermeister Markus Dreßler in seiner Heimatstadt...
Und Dreßler wie Friedrich versprachen, dass die Party nachgeholt wird. "Es ist schade, vielleicht wird es dann umso besser, wenn der Markt voll ist", versuchte der 31-Jährige es positiv zu sehen.
Das Landratsamt hatte die gestrigen Feierlichkeiten durch Auflagen unmöglich gemacht. Am Abend davor durften die rechtsgerichteten Freien Sachsen dicht gedrängt zu Hunderten vorm Rathaus gegen die Corona-Politik demonstrieren. Ein Skandal!
Dabei hätte sich Friedrich nach seinem erneuten Gold-Coup in China einen großen Bahnhof verdient. Hoffentlich kann dieser Ende März nachgeholt werden.
Grundsätzlich ist "Franz" froh, daheim zu sein. "Es waren zwei harte Jahre, ich habe niemanden groß gesehen. Wir hatten große Ziele, dafür haben wir es in Kauf genommen", so der Champion. "Ich freue mich jetzt darauf, die Familie und Freunde zu treffen. Einige habe ich seit Oktober nicht mehr gesehen."
Francesco Friedrich ärgert sich, dass Team-Mitglied keine Medaille bekommt
Den schönsten Empfang hatte er am Montagabend: "Als ich nach 22 Uhr endlich daheim ankam, waren meine Kinder noch wach. Ich konnte sie und meine Frau in die Arme schließen. Das war was Besonderes."
Und mit den dreien will er jetzt relaxen: "Wir schauen gerade, wenn es passt, dass wir zeitnah paar Tage in die Sonne fliegen können."
Während sich sein Coach nach solchen Erfolgen immer etwas nur für sich gönnt, wie ein schönes Glas Barolo, denkt der erfolgreiche Pilot eher an seine Crew. Besonders an einen Anschieber, dem nur die Ersatz-Rolle zukam: Martin Grothkopp. 2018 schob er Friedrich im Vierer noch zu Gold, diesmal motivierte er das Team an der Bahn in Yanqing, polierte Kufen und war bei Trainingsfahrten dabei.
"Es ist nicht nur für Martin schwierig, sondern auch für mich. Er hat genau die gleiche Arbeit geleistet, aber er wird nicht mit einer Medaille belohnt", so der Pirnaer. "Bei anderen Mannschaftssportarten ist dies nicht so. Da bekommen auch die Ersatzleute eine Medaille. Aber selbst wenn ich ihm meine geben würde, Martin würde sie nicht annehmen, weil es nicht seine ist. Dafür ist er zu sehr Sportler."
Vielleicht gibt es ja beim IOC bald ein Umdenken...
Titelfoto: Lutz Hentschel