Sorge um Naturidyll: Ex-Stadtchef Herbert Wagner legt sich mit dem Rathaus an
Dresden - Der Ullersdorfer Platz in Bühlau gilt als Unfallschwerpunkt. Die Stadt plant deshalb, die Gleisschleife zusammen mit einem neuen Parkhaus an den nahen Taubenberg zu verlegen. Doch das Projekt ist umstritten, ein gutes Stück Natur soll dem Vorhaben weichen. Deshalb zieht jetzt sogar Dresdens Ex-Oberbürgermeister Herbert Wagner (75, CDU) in den Kampf - ausgerechnet gegen das Rathaus.
"Schade um die schöne Natur am Taubenberg", sagt der kleine Bruno (10) und zeigt auf die Stelle, an der er vor ein paar Tagen noch einen Fuchs gesehen hat. Mit seiner Sorge steht der Knirps nicht alleine da.
Dass man "wahllos in die Natur eingreift, obwohl doch Flächen da sind", kann Anwohnerin Britt Mothes (47) nicht nachvollziehen. Mothes hat mit anderen Bühlauern eine Bürgerinitiative gegründet, um das Vorhaben, so wie es vom Rathaus geplant ist, zu stoppen. "Uns geht es um den Taubenberg, dessen Schutz uns am Herzen liegt."
Fast tausend Unterschriften haben sie bereits gesammelt. Auch mithilfe des prominentesten Mitglieds der Bürgerinitiative, Herbert Wagner, Dresdens ehemaligen Stadtchef (1990-2001).
"Bei einer Versiegelung des Taubenbergs, fürchte ich eine Austrocknung der Feuchtwiesen", sagt Wagner zu TAG24. Er ist bedrückt: "Störche, die ich noch dieses Jahr fotografiert habe, wird es dann nicht mehr geben."
Die Anwohner haben einen Alternativplan
Der Rathaus-Plan sieht an dem beliebten Naherholungsgebiet nicht nur die Straßenbahn-Wendeschleife vor, sondern auch ein zweigeschossiges Parkhaus (300 Stellplätze).
"Der Ullersdorfer Platz, so wie er jetzt ist, ist gefährlich", weiß auch Britt Mothes. "Wir sind unbedingt für eine Verbesserung", pflichtet ihr Wagner bei.
Sie wollen keine Blockierer sein, haben einen Alternativplan: Der sieht vor die Straßenbahn bis an die Ortsgrenze von Weißig zu verlängern. Das wären rund ein Kilometer extra Gleis, rechnet Mothes vor.
Dort, so erklärt Wagner, könnte die Gleisschleife und das Parkhaus auf dem Gelände des BayWa-Baustoffhandels ziehen. Das Unternehmen will sich vergrößern und plant dem Vernehmen nach bereits mit dem Umzug ins Gewerbegebiet Weißig. Für Wagner eindeutig die bessere Lösung.
"Dort sind ausreichend versiegelte Flächen vorhanden", sagt er. Zudem sei die Oberschule Weißig dann besser ans DVB-Netz angeschlossen.
Nun muss der Stadtrat entscheiden
Der Anwohnerplan liegt der Stadt mittlerweile vor: Auf TAG24 Anfrage hieß es, dass man eine spätere Verlängerung der Straßenbahntrasse nach Weißig als "Option" berücksichtigt habe. Allerdings könne man aufgrund der aktuellen Beschlusslage den Vorschlag der Anwohner nicht berücksichtigen. Die Stadt verweist auf das beschlossene Mobilitätskonzept zur Erschließung des Fernsehturmes.
Anfang nächsten Jahres soll der Stadtrat über die Taubenberg-Bebauung final entscheiden.
Titelfoto: Montage: Privat, Petra Hornig