Sicherer Bürojob ade! Dresdner Politiker geht zum Helfen nach Afghanistan
Dresden - Der Dresdner Stadtrat Richard Kaniewski (36, SPD) arbeitet aktuell als Referent im Verkehrsministerium. Seinen sicheren Behördenjob hat er jetzt aufgegeben, um mit Sack und Pack nach Neu-Delhi (Indien) zu ziehen. Von dort soll der dreifache Familienvater die "Landesvertretung Afghanistan" der Friedrich-Ebert-Stiftung aufbauen - mit dem Ziel, so schnell wie möglich wieder in das Taliban-Land zu gehen.
"Am Anfang war ich einfach nur begeistert von dieser Möglichkeit, dann gab es auch Tage, da sah man viele Fallstricke. Aber meine Familie steht hinter mir, sie will das zusammen mit mir hinbekommen", sagt Richard Kaniewski.
Im März geht es für den 36-Jährigen daher zuerst alleine nach Neu-Delhi, seine Frau und die drei Kinder (16, 9 und 2 Jahre alt) sollen, sobald es geht, nachkommen.
Seit Oktober ist Kaniewski Auslandsmitarbeiter "in Vorbereitung" und musste unter anderem das Sicherheitstraining der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit abarbeiten.
Dabei wird auch der Umgang mit Gewaltsituationen (Überfall, Einbruch, Entführung) trainiert. "Man lernt, sehr stark auf sein Umfeld zu achten, bekommt ein Gefühl für mögliche Veränderungen."
In Neu-Delhi, der mit 31,87 Millionen Einwohnern drittgrößten Metropolregion der Welt, startet der Dresdner als Einzelkämpfer: "Es geht um den klassischen Wiederaufbau des Projektes."
"Sobald die Rahmenbedingungen es zulassen", geht es nach Afghanistan
Seit 2002 ist die Friedrich-Ebert-Stiftung in Afghanistan aktiv. Knapp zwei Jahrzehnte lang gab es in nahezu allen Provinzen einen Sozialrechts- und Jugenddialog, es wurde der demokratische Politik-Nachwuchs gefördert und zudem engagierte sich die Stiftung für Frauenrechte.
Mit der Machtübernahme der Taliban brach all dies zusammen, die meisten Ortskräfte sind geflüchtet, die Strukturen unübersichtlich und gefährlich. Kaniewskis Anspruch ist dennoch, "sobald es die Rahmenbedingungen zulassen, nach Afghanistan zu gehen".
Aktuell sind die Vorzeichen aber schwer: "Die meisten Botschaften sind zu, fast alle Organisationen sind ausgereist, vieles steht in den Sternen."
Ab März wird daher vor allem analysiert: Wie ist die Lage vor Ort, wer ist noch ansprechbar, wie reagieren die Taliban, wie organisieren sie das Land? "Es gibt noch Menschen mit guten Kontakten. Doch auch dafür wäre es hilfreich, wieder ins Land zu kommen."
Mit Blick auf seine Familie ist für den Dresdner aber sicher: "Es wird dabei keine Alleingänge geben. Es geht erst nach Afghanistan, wenn die Verhältnisse dort geklärt sind."
Titelfoto: imago images/Le Pictorium und Thomas Türpe