Seit 30 Jahren mit Risiken und Nebenwirkungen: Apotheker findet einfach keinen Nachfolger

Dresden - Endlich Rente! Wonach sich die meisten Menschen sehnen, ist für Bertram Spiegler (66) ein Graus: Seit 30 Jahren leitet der Einzelhändler seine "Carus-Apotheke" dicht an der Dresdner Uniklinik in Blasewitz, ist bereits seit einem Jahr im Ruhestand. Doch der besorgte Chef findet einfach keinen Nachfolger.

Apotheker als Berufung: Bertram Spiegler (66) arbeitet auch ein Jahr nach Rentenbeginn weiter, findet einfach keinen Nachfolger.
Apotheker als Berufung: Bertram Spiegler (66) arbeitet auch ein Jahr nach Rentenbeginn weiter, findet einfach keinen Nachfolger.  © Thomas Türpe

Irgendwann muss Schluss sein mit dem Arbeitsleben. Aber was passiert dann mit dem Lebenswerk?

Diese Frage raubt dem Apotheker regelrecht den Schlaf: "Die Selbstständigkeit wird heute von vielen gemieden. Das war früher anders. Selbst geschenkt will scheinbar keiner meine Apotheke."

Seit drei Jahrzehnten bedient die "Carus-Apotheke" sowohl Stamm- als auch Laufkundschaft, geht strukturell mit der Zeit.

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"Unsere Kunden schätzen die persönliche Beratung. Aber auch Günther Jauch könnte sein E-Rezept problemlos per App zu uns senden", schmunzelt Spiegler.

Seit 2013 gab es für Apotheker keine nennenswerte Honoraranpassung, die Kosten für Energie und Personal sind jedoch enorm gestiegen. Der bundesweite Apothekerstreik 2023 habe dabei Spieglers Ansicht nach "gar nichts gebracht".

Bertram Spiegler verzichtet auf eigenen Lohn

Seit nunmehr 30 Jahren gibt es die "Carus-Apotheke" an der Mildred-Scheel-Straße, dicht beim Dresdner Uni-Klinikum.
Seit nunmehr 30 Jahren gibt es die "Carus-Apotheke" an der Mildred-Scheel-Straße, dicht beim Dresdner Uni-Klinikum.  © Thomas Türpe

Um sein Team von sieben Angestellten überhaupt bezahlen zu können, verzichtet der gebürtige Dresdner auf seinen eigenen Lohn, kassiert bloß die Rente: "Bei uns geht es nicht um mehr oder weniger Gewinn. Wir kämpfen um die schwarze Null. Dementsprechend sind wir eigentlich eine Person zu viel, aber jemanden zu entlassen, kann ich nicht übers Herz bringen."

In den 1950er-Jahren ist Bertram Spiegler mit seinen Eltern nach Westdeutschland geflohen, studierte dann in Marburg Pharmazie.

1992 kam er nach Dresden zurück, gründete drei Jahre später seine Apotheke in Blasewitz: "Ich hatte nie die Zeit, mir irgendwelche Hobbys zuzulegen. Das ist sozusagen mein Lebenswerk. Es ist schon traurig, wenn das verschwinden würde."

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Die sächsische Landesapothekerkammer bestätigt das Sterben der Apotheken in Zahlen. So schlossen innerhalb von nur fünf Jahren 13 Apotheken in Dresden.

Waren es 2020 noch 120, sind es aktuell noch 107. Schon bald könnte es eine weniger sein.

Titelfoto: Thomas Türpe

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