Saure Eier, Nierchen, Tote Oma: Spitzhaus-Wirt zelebriert die DDR-Kantinenkost
Radebeul - Leckere Nostalgie im Radebeuler Spitzhaus: Einmal pro Woche kocht Wirt Marco Stelter (41) Original-DDR-Kantinenessen zum Mitnehmen!
Ein 353er-Wartburg der Volkspolizei fährt vor, dahinter folgt ein dunkelgrüner Wagen der Volkssolidarität, Baujahr 1978. Ein Jungpionier mit blauem Halstuch, ein Thälmann-Pionier, ein FDJler, eine Oma in Dederon-Kittelschürze und ein Polizist steigen aus - und stellen sich in der Essensausgabe an.
"Wer in DDR-Outfit kommt, dem spendiere ich ein Herrengedeck", lacht Stelter - selbst in brauner Armeesportjacke. Doch auch ohne Bier und Piccolo-Sektchen wäre die Schlange lang. Denn es gibt zwischen Tulpen und Primeln "Tote Oma" (Grützwurst) und Quarkkäulchen.
"Das schmeckt und außerdem haben wir Spaß dabei", sagt Falk Jäger (42), der samt Familie in den DDR-Automobilen zum Mittagessen kam.
"Tote Oma gab es nicht nur in der Schule. Das kochen wir zu Hause auch noch. Wir holen uns dafür extra die Grützwurst vom Fleischer auf der Bürgerstraße."
Und schon gerät Falks Familie ins Schwärmen - von Sauren Eiern, Nudeln mit Tomatensoße und dem obligatorischen Montagseintopf.
Die Nachfrage nach der DDR-Küche "ist enorm"
"Nur Flecke müssen es nicht sein", schüttelt Falk den Kopf. Falks Schwester Suzy (49) tropft der Zahn, wenn sie an Nierchen denkt. Tochter Clara (12) bevorzugt heute beim Schulessen Eierkuchen.
Wirt Marco Stelter hat mit seiner DDR-Küche offenbar viele Gaumen getroffen. "Die Nachfrage ist enorm", freut sich der Wirt. "Zum Frauentag am Montag bekommen alle Frauen eine Blume und einen Piccolosekt. Dazu gibt's Bohneneintopf."
Für die dritte Märzwoche hat er sich Jägerschnitzel und Buchteln vorgemerkt. Weil das To-go-Geschäft extrem wetterabhängig ist, kündigt Stelter seine DDR-Küche immer ein paar Tage vorher in allen Social-Media-Kanälen an. Guten Appetit!
Titelfoto: Petra Hornig