Sachsens Kurfürst hatte Leichen im Keller: Forscher sind Augusts Mumien auf der Spur
Dresden - Hättet Ihr's gewusst? August der Starke (1670-1733), Sachsens kunstsinniger König, sammelte auch Mumien! Jetzt haben Wissenschaftler die Kostbarkeiten aus Ägypten durchleuchtet und dreidimensional gescannt.
Es sieht gruselig aus. Als würde man leibhaftig davorstehen und ein offenes Grab betrachten: Der Schädel des Toten ruht auf dem Brustkorb, rundum ein farbiges Leichentuch.
Mit bislang nie da gewesener Detailschärfe zeigen 3-D-Bilder das Innere der fast 1800 Jahre alten Mumienhüllen im Semperbau der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).
Die Bilder sind das Ergebnis eines internationalen Forschungsprojekts, bei dem Mumienforscher und Ägyptologen die Särge mit Computertomografen (CT) durchleuchteten, heißt es von den SKD. Die moderne Technik erlaubt weitaus bessere Einblicke als erste Röntgenbilder aus DDR-Zeiten.
Zwei der drei Mumien (zwei Frauen, ein Mann) sind Eigentum der SKD und in Glasvitrinen der Skulpturensammlung im Semperbau ausgestellt. Die dritte Mumie kommt aus dem Ägyptischen Museum in Kairo.
Mumien hatten Karies und Arthritis
"Für die beiden Dresdner Mumien lässt sich die Fund- und Sammlungsgeschichte sehr gut nachvollziehen", so die SKD weiter.
"Sie wurden 1615 in Sakkara, der berühmten Nekropole nahe der altägyptischen Hauptstadt Memphis, ausgegraben und waren die ersten Porträtmumien, die in Europa bekannt wurden. 1728 gelangten sie durch Ankauf in die Sammlung von Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen."
Porträtmumien meint: Auf den Särgen sind die nachgemalten Gesichter der Verstorbenen zu sehen.
Im Inneren stießen die Forscher auf winzige Details, darunter Schmuck sowie Siegel und zwei Münzen oder Medaillons. Selbst das jeweilige Sterbealter ist nun klar.
Ganz nebenbei fanden sie heraus, dass der Mann an Karies litt und eine der Frauen an Arthritis am Knie.
Titelfoto: Skulpturensammlung, SKD, Fotos: Herbert Boswank