Sachsen macht sich weiter locker: Nächste Corona-Bestimmungen fallen, Tests für Reiserückkehrer geplant
Dresden – Sachsen läutet eine neue Runde im Corona-Zeitalter ein: Nun dürfen sich auch Tanzvereine wieder tummeln. Samstag startet das erste Volksfest seit März. Bleiben werden aber die Maskenpflicht und das Abstandsgebot.
"Wir wollen, wo immer das möglich ist, das gesellschaftliche Leben wieder zulassen", umriss Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) die Haltung der sächsischen Regierung am Dienstag. Den Rahmen bildet die ab Samstag geltende neue Corona-Verordnung.
Sie sieht vor, dass ab Samstag Familienfeiern mit bis zu 100 Personen und auch Betriebs- und Vereinsfeiern mit bis zu 50 Teilnehmern erlaubt sind.
Auch Jahrmärkte und Volksfeste darf es wieder geben. So wird Kretschmer demonstrativ am Samstag - als ersten sächsischen Markt seit Corona überhaupt - den "Schlesischen Tippelmarkt" ("Schlesischen Töpfermarkt") eröffnen.
Diese Feste dürfen bis 1000 Besucher auf einen Schlag haben, ab 1. September darf dann auch diese Grenze überschritten werden – wenn keine neuen Ausbrüche in Größenordnungen passieren, so Gesundheitsministerin Petra Köpping (62, SPD).
Köpping weiter: "In Theatern, Kinos, Opern, Kongresszentren, Kirchen, Musikclubs und Zirkussen kann der Mindestabstand verringert werden, wenn es eine verpflichtende Kontaktverfolgung und ein genehmigtes Hygienekonzept gibt. Organisierte Tanzveranstaltungen von Tanzschulen und –vereinen sind wieder möglich."
Corona-Tests für Ferienkinder sinnvoll
Die wieder genehmigten Ferienlager müssen gleichfalls angestimmte Hygienekonzepte vorlegen, ergänzte die Ministerin.
Darüber hinaus sei es ratsam, dass die teilnehmenden Kinder getestet werden. Köpping sprach von einer Option, keiner Pflicht. Hier seien die Veranstalter der Ferienlager gefragt.
Ebenso optional sind Tests, die ab Ende der ersten Ferienwoche für Reiserückkehrer angeboten werden, die an den Flughäfen Dresden sowie Halle/Leipzig landen. Das betrifft allerdings nur Auslandsreisende.
"Wenn Menschen aus Risikogebieten kommen, sollten sie sich generell testen lassen", sagte Köpping – mithin auch Reisende, die den PKW nutzten.
Die Landtags-AfD unterdessen forderte am Dienstag, die Maskenpflicht im Handel sofort aufzuheben. Die niedrigen Infektionszahlen machten es möglich.
Kritik kommt von der AfD
Fraktionschef Jörg Urban (55): "Indem die CDU-geführte Regierung an der Maskenpflicht im Einzelhandel festhält, treibt sie tausende Unternehmen in die Insolvenz. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg über den Nutzen der Masken."
Und weiter: "Was aber bekannt ist: Die Geschäfte leiden unter den strengen Einschränkungen. Unser Nachbar Tschechien und andere europäische Länder haben es vorgemacht. Wir müssen wieder mehr Normalität wagen, denn schon jetzt sind die Schäden durch die Corona-Maßnahmen immens."
Kretschmer und Köpping verteidigten jedoch den Beibehalt der Maskenpflicht. "Es ist sicher da und dort eine Zumutung, aber eine zumutbare Zumutung", so der MP.
Er verwies beispielhaft auf die Gebiete Kärnten und Oberösterreich, wo nach neuen Ausbrüchen die Pflicht zum Mund-Nase-Schutz wieder habe eingeführt werden müssen.
"So vernünftig, wie wir jetzt sind, so besser sind die Aussichten im Herbst", sagte Kretschmer. Er wünsche sich ein "sehr verantwortungsvolles Verhalten" der Sachsen in den Ferien, gerade auswärts.
Und so sieht es an der Zahlenfront aus: Laut Köpping gibt es momentan 5473 seit Ausbruch registrierte Fälle, das ist gegenüber dem Montag nur ein Fall mehr. Schätzungen zufolge sind rund 5200 Menschen genesen. Demgegenüber liegen noch 50 Corona-Patienten im Krankenhaus, 20 davon auf der Intensivstation!
Titelfoto: Maik Börner