Richard-Strauss-Tage an Semperoper wenig ausgelastet: Geht es nicht ohne Thielemann?
Dresden - Unersetzlich? Wäre übertrieben. Schwer ersetzlich? Wohl wahr. Die Rede ist von Christian Thielemann (64) und seiner Bedeutung für Semperoper und Staatskapelle. Die ernüchternde Bilanz der wiedererstandenen Richard-Strauss-Tage, die am Wochenende endeten, lassen diesen Rückschluss zu.
Zwischen 2013 und 2022 bespielten die Staatskapelle und ihr Chefdirigent Thielemann die Salzburger Osterfestspiele.
Die Trennung war unfriedlich, die Wiederaufnahme des seit 1909 tradierten Dresdner Strauss-Festivals in der Semperoper die Antwort darauf.
Mit Thielemann als Lockmittel für das Publikum.
Eine Kalkulation, die normalerweise aufgeht, jüngst erlebt mit zwei ausverkauften "Ring"-Zyklen im Januar und Februar. Für zwei Opern-Wiederaufnahmen, "Der Rosenkavalier" und "Arabella", sowie das 9. Symphoniekonzert war Thielemann im Rahmen der Strauss-Tage gebucht.
Dann sagte er erkrankt sämtliche Auftritte ab und musste ersetzt werden.
"Betrachten wir die verkauften Tickets für die Veranstaltungen zu den 'Strauss-Tagen' in der Semperoper, bleiben die Zahlen bei einer Auslastung von circa 65,2 Prozent hinter unserer eigentlichen Kalkulation zurück", antwortet die Geschäftsführung auf Frage von TAG24.
Davon ausgenommen seien "die sehr gut besuchten Begleitveranstaltungen". Zum Vergleich: Die Auslastungsquote der Semperoper liegt sonst bei gut 90 Prozent.
Mehr Besucher im nächsten Jahr?
Dass Thielemanns Fehlen das Ergebnis negativ beeinflusst hat, ist auch Resultat der Selbstanalyse.
Es möge "zum einen daran liegen, dass nach der krankheitsbedingten Absage von Christian Thielemann, auf den sich die Erwartungen der Gäste als einen der führenden Strauss-Dirigenten konzentrierten, die hochpreisigen Tickets trotz hochkarätig besetzter Veranstaltungen an Attraktivität eingebüßt haben", heißt es.
Einbeziehen in die Bilanz müsse man jedoch, dass sich die Strauss-Tage an der Semperoper nach einer längeren Pause erst wieder etablieren und im internationalen Wettbewerb gleichzeitig angesetzter Veranstaltungen neu positionieren müssten.
Immerhin, so die Geschäftsführung, habe man mit dem Festival Einnahmen von 601.000 Euro erzielt.
Der Blick geht nun ins nächste Jahr.
Die Strauss-Tage werden stattfinden im Zeitraum 27. März bis 7. April 2024.
Wenige Wochen später, zum Ende seiner letzten Saison in Dresden, heißt es Abschied nehmen von Christian Thielemann. Was dann?
Titelfoto: Fotomontage: Matthias Creutziger//Matthias Creutziger