Rechtsextreme wollen "Blaue Welle" in Dresden feiern - Kaum einer kommt

Dresden - Die "Blaue Welle" war wohl eher ein Tropfen: Das rechtsextreme Compact-Magazin hatte zu Demo und Kundgebung auf den Dresdner Altmarkt gerufen, mit tausend Teilnehmern gerechnet. Die Erwartungen erfüllten sich nicht im Ansatz.

Der rechtsextreme Publizist Jürgen Elsässer (67, Compact-Magazin) wollte am Sonntag Dresden mit einer Kundgebung aufrütteln.
Der rechtsextreme Publizist Jürgen Elsässer (67, Compact-Magazin) wollte am Sonntag Dresden mit einer Kundgebung aufrütteln.  © Norbert Neumann

Als der Ex-Querdenken-351-Kopf Marcus Fuchs (40) die Kundgebung am Sonntag auf dem Altmarkt kurz vor 16 Uhr eröffnete, waren gerade einmal 20 Teilnehmer vor Ort.

Bis der Aufzug über Augustus- und Carolabrücke startete, war der Pulk auf rund 90 Personen angewachsen. Unter lauten Getrommel und Rechtsrock lief die Demonstration ohne Zwischenfälle durch die Stadt, war kurz nach 17 Uhr wieder auf dem Altmarkt.

Hier sollte 18 Uhr die Hauptkundgebung der "Blauen Welle" starten. Ursprünglich war die Veranstaltung zur Unterstützung der AfD gedacht, dagegen hatte sich die Partei allerdings gewehrt, weil es als illegale Wahlkampfspende gelten könnte.

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Um die Pause zu überbrücken, trat der Ex-Ballermann Björn "Banane" Winter (43) auf. Zu diesem Zeitpunkt war die Menge auf ungefähr 200 Teilnehmer gewachsen.

Gegen 18.45 Uhr war es vorbei mit der Musik und Compact-Chef Jürgen Elsässer (67) begann seine Rede mit einem Grußwort an den russischen Despoten Wladimir Putin (71), beschimpfte allemöglichen Politiker und ging auf Distanz zu Sahra Wagenknecht (54), die sein Magazin noch 2022 als Ikone feierte: "Ich meine, die Frau hat gut angefangen, die hat auch schöne Bücher geschrieben", so Elsässer.

Machte Stimmung: Sänger Björn Banane.
Machte Stimmung: Sänger Björn Banane.  © Norbert Neumann
Bis zu 200 Menschen wollten auf der "Blauen Welle" mitsurfen.
Bis zu 200 Menschen wollten auf der "Blauen Welle" mitsurfen.  © Norbert Neumann
Viele brachten ihre Fahnen mit.
Viele brachten ihre Fahnen mit.  © Norbert Neumann
Auch Gegendemonstranten zeigten Flagge.
Auch Gegendemonstranten zeigten Flagge.  © Norbert Neumann

Compact-Fest in Dresden: Bekannte Rechtsextreme treffen sich in der Innenstadt

"Aber was muss ich jetzt lesen? Frau Wagenknecht möchte gerne mit der CDU in Sachsen koalieren! Wo ist denn da ein Neuaufbruch? Und gestern sehe ich sogar in der Wochenzeitung 'freitag' ein Bild von der Wagenknecht und der vorhin schon erwähnten Göring-Eckardt, darüber steht 'Wir werden Björn Höcke verhindern!' Also will sich die bescheuerte Wagenknecht jetzt auch noch mit den Grünen gegen die AfD zusammenschließen. Das ist Verrat am Wähler und Verrat an ihren gutmeinenden Anhängern!"

An der AfD kritisierte er wiederum den Umgang mit Maximilian Krah (47, AfD) und wies darauf hin, dass dieser zusammen mit dem IB-Kopf Martin Sellner (35) auf dem Compact-Sommerfest sprechen wird.

Nach Elsässer sprach Fuchs, der sich über angebliche Koalitionswünsche der AfD mit der CDU ärgerte, gefolgt von Ex-AfD-Bundestagsmitglied Robert Farle (74), der nicht auf der Bühne sprechen wollte und so in den hinteren Reihen nicht zu sehen war.

Der "Freie Sachse" Max Schreiber (37) wiederum jammerte über seine jüngste Verurteilung wegen mehrere Gewalttaten und drohte mit Aussortieren und Aussondern, sollte er mal die Macht dazu haben.

Eine Regenbogenfahne wird zur Kraftprobe

Machdemonstration von ganz rechts: Mit vereinten Kräften gelang es, eine Regenbogenfahne in Brand zu setzen.
Machdemonstration von ganz rechts: Mit vereinten Kräften gelang es, eine Regenbogenfahne in Brand zu setzen.  © privat

Außerdem sprachen André Poggenburg (49) von der Splitterpartei "Aufbruch Deutschland" und Colette Bornkamm-Rink.

Zum Abschluss trat nochmal Björn Winter mit einer eigenwilligen Version der Nationalhymne auf, versuchte auf der Bühne eine Regenbogen-Fahne zu verbrennen.

Als das nicht gelang, wurde diese durch den Dresdner Rechtsextremisten Sebastian A. zerrissen, Poggenburg schaffte es dann doch sie anzuzünden.

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Die Kundgebung wurde 20.20 Uhr durch Marcus Fuchs mit der Ankündung beendet, dass die "Freie Wähler“-Stadträtin Susanne Dagen (52) nach der Sommerpause auf der Dresdner Montagsdemo sprechen wird.

Zu der Zeit waren aber nur noch rund 50 Teilnehmer vor Ort...

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann

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