Rechtsextreme stürmen geplante Flüchtlings-Unterkunft: Männer müssen vom Dach geholt werden
Dresden - Krawall im Bordell: Die mittlerweile unter dem Namen "Sachsengarde" auftretende rechtsextreme "Identiäre Bewegung" hat am Sonnabend kurz nach 17 Uhr das ehemalige Bordell Altorna gestürmt. Hintergrund ist die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft.
Ein Sprung über den Zaun, hoch aufs Dach und dann ein Banner entrollt mit etwas Rauch. Die "Sachsengarde" nennt es Besetzung.
Auf Bildern sind rund sieben Aktivisten zu sehen.
Das nutzte auch der Neonazi Max Schreiber (36) für sich und zeigte für 18 Uhr eine Spontankundgebung an.
Schließlich bekam auch die Polizei von der Sache auf der Straße Alttorna mit: "Kurz vor Eintreffen der Polizei hat der Großteil der Personen den Ort verlassen", sagt Polizeisprecher Marko Laske (49) gegen 19 Uhr.
"Sachsengarde" - Staatsschutz ermittelt nach Sturm auf geplante Flüchtlingsunterkunft
Am Samstagabend befanden sich noch immer zwei Personen auf dem Dach, die dort auch vorhatten zu bleiben.
Am späten Samstagabend meldete die Polizei dann, dass kurz vor 22 Uhr Spezialkräfte des Landeskriminalamtes die beiden vom Dach gebracht haben. Die 21- und 25-jährigen Deutschen blieben dabei unverletzt.
"Auf dem Dach stellten Polizisten diverse Utensilien fest, die darauf hindeuteten, dass sich die Männer auf ein längeres Verweilen eingestellt hatten", so die Beamten.
Auf dem Gelände wurde zudem eine weitere Person festgestellt, die "offenbar im Zusammenhang mit der Sache steht", so Laske.
Gegen den Deutschen (27) wird nun ebenfalls wegen Hausfriedensbruchs ermittelt.
Für das Duo auf dem Dach musste das Landeskriminalamt anrücken: "Zum einen die Verhandlungsgruppe", so Laske. "Zum anderen die Höherenrettung."
Gegen alle wird wegen Hausfriedensbruchs ermittelt, auch Sachbeschädigung wird geprüft.
Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Insgesamt waren 100 Polizisten im Einsatz.
Schien die Propaganda-Aktion länger geplant zu sein, fehlte es der rechtsextremen Gruppierung wohl an Information: Behaupteten sie gegen den Einzug am Montag protestieren zu wollen, zogen die ersten Flüchtlinge bereits vergangenen Donnerstag ein. Glücklicherweise waren die Bewohner während der Aktion nicht im Heim.
Erstmeldung 28. Oktober, 20.01 Uhr, zuletzt aktualisiert am 29. Oktober, 20.31 Uhr.
Titelfoto: Roland Halkasch