Raus aus der Medizin: Warum diese Zahnarzt-Helferin jetzt Spielzeug herstellt
Freiberg - Der nächste Corona-Herbst steht vor der Tür. Aber viele Ärzte, Schwestern und Pfleger haben in der Pandemie ihren Job geschmissen. Die Freibergerin Eva-Maria Schierz (51) war Zahnarzthelferin, heute jobbt sie als Spielzeugmacherin.
"Holz ist einfach schön." Eva-Maria Schierz - spitzes Gesicht, Locken, Brille - blickt fasziniert auf ein kleines Werkstück, das einmal die Hand einer Figur werden soll. Ihre Liebe zu dem Werkstoff entdeckte sie durch das Basteln mit den Kindern. Bis vor einigen Monaten arbeitete sie in einer Praxis in Freiberg. "Ich habe meinen Job geliebt."
Dann kam Corona und mit der Pandemie der Stress. Mehr Dokumentation, mehr Desinfektion, mehr Sterilisierungen der Geräte. Kurz vor dem Weihnachtsfest vor einem Jahr fällt ihre Kollegin krankheitsbedingt aus. Eva-Maria Schierz' Körper reagiert. Sie magert von 50 auf 44 Kilogramm ab, wird öfter krank, schläft schlecht.
Als sie im Herbst ein Jobangebot von der Spielzeugmacher-Firma Köhler in Eppendorf erhält, macht sie einen Schnitt, kündigt und zieht um.
Viele Beschäftigte im Gesundheitswesen haben während der Pandemie vergleichbare Erfahrungen gemacht und ähnliche Konsequenzen gezogen.
Krankheiten und Quarantänefälle sorgen für erhöhten Personalausfall
Nach Angaben der Bundesarbeitsagentur Chemnitz fehlen in Sachsen aktuell 1900 Ärzte, Altenpfleger und Krankenschwestern. Das sind rund 250 mehr als vor einem Jahr. Laut Friedrich München (59) von der sächsischen Krankenhausgesellschaft sorgten Krankheiten und Quarantänefälle im Frühsommer mehrere Wochen lang erneut für einen erhöhten Personalausfall.
Das sächsische Sozialministerium reagierte auf die Personalnot im Gesundheitswesen zuletzt mit einer Aufstockung des Corona-Bonus' des Bundes, dem Landarzt- und einem neuen Krankenhausgesetz.
Aber reicht das? Eva-Maria Schierz hat inzwischen drei Kilo mehr auf den Rippen und wieder Freude am Leben. Vielleicht gibt sie die eines Tages wieder an Patienten weiter: "Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann wieder in meinen alten Beruf zurückgehe."
Titelfoto: Norbert Neumann