Bastei-Chefin verzweifelt: "Es ist eine Katastrophe"
Rathen - Gähnende Leere, wo sich sonst jährlich 1,8 Millionen Touristen drängeln. Der berühmteste Aussichtspunkt der Sächsischen Schweiz - die Bastei - ist verwaist. Hotel (128 Betten), Panorama-Restaurant (700 Plätze), Biergarten (450 Plätze) und SB-Kiosk sind seit Beginn der Coronakrise am 16. März geschlossen. Inhaberin Petra Morgenstern (61) steht inmitten eines Geisterortes.
Vor einem Jahr hatte die Dresdnerin gemeinsam mit ihrem Sohn Kai Reiße (34) das ehemals prestigeträchtige DDR-Riesenobjekt zwischen dem Kurort Rathen und Stadt Wehlen übernommen.
"Der Freistaat steht immer hinter der Bastei. Das wurde mir damals zugesagt", schüttelt Morgenstern den Kopf. Heute fühlt sie sich alleingelassen. "Ich brauche keinen neuen Kredit, ich zahle doch noch den Kauf ab. Ich brauche Zuschüsse, wie sie auch Kleinstunternehmen gewährt werden."
Mit 110 Angestellten fällt ihr Unternehmen genau in jene Mittelstandsgruppe, die bis dato leer ausging.
Petra Morgenstern erklärt ihre Situation: "Es ist eine Katastrophe. Ich habe keinerlei Einnahmen. Ich habe alle 98 Mitarbeiter auf Kurzarbeit Null gesetzt. Nur bei meinen zwölf Lehrlingen geht das nicht. Sie kosten monatlich 12 000 Euro."
Lohnkosten im Monat März: rund eine Viertelmillion Euro. "Denn das Kurzarbeitergeld greift erst nach Abzug von Überstunden und Urlaub."
Bastei-Wirtin übernachtet abwechselnd mit Sohn im Hotel
Strom gibt es nur noch in einer Kühlzelle und an der Rezeption - alles andere ist abgeschaltet.
"Normal habe ich 15 .000 Euro im Monat Stromkosten." Alle Reservierungen wurden storniert.
So herrlich die Aussicht von der Bastei - so problematisch ist nun die Abgeschiedenheit. "Ich übernachte abwechselnd mit meinem Sohn im Objekt, damit nichts passiert. Dreimal täglich kommt auf meinen Wunsch die Polizei vorbei. Und auch meine Mitarbeiter patrouillieren freiwillig. Wir arbeiten hier wie eine Familie zusammen", sagt Petra Morgenstern dankbar.
Das gelte auch für ihre Kreditgeber, die Volksbanken in Pirna und Klewerland.
So prekär die Situation ist - Petra Morgenstern lässt sich nicht unterkriegen. Ihr Wunsch: "Wenn ich wenigstens die Außen-Gastronomie wieder öffnen könnte, wäre mir schon geholfen ..."
Titelfoto: Petra Hornig