Politiker fordert Abbau: Großer Wirbel um das Sowjetische Ehrenmal

Dresden - Seit fünf Wochen überzieht die russische Armee die Ukraine mit Krieg. Mit dabei ist auch die 1. Garde-Panzerarmee, die bis 1993 in Dresden stationiert war und nun in der Region Charkiw kämpft. Für den Dresdner Stefan Scharf (36, FDP) ist aber nicht nur das ein Grund, über die Zukunft des Sowjetischen Ehrenmals auf dem Olbrichtplatz nachzudenken.

Seit 1994 steht das Sowjetische Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz.
Seit 1994 steht das Sowjetische Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz.  © Steffen Füssel

Bei Twitter schreibt er: "Nein, das Sowjetische Ehrenmal in Dresden kann nicht bleiben. Nicht wegen 1945, sondern wegen 1953, 1968 und 2022."

Gemeint sind die Niederschlagung des Volksaufstands in der DDR im Jahr 1953 und der Prager Frühlings 1968. An der Invasion in der damaligen Tschechoslowakei war die 1. Garde-Panzerarmee direkt beteiligt.

"Es geht mir nicht darum, die Opfer der Roten Armee bei der Befreiung Deutschlands zu schmälern", betont Scharf. Aber heute habe dieses Denkmal einen anderen Bezug.

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Die Inschrift, mit der den Kämpfern gegen die "faschistischen Eroberer für die Freiheit und Unabhängigkeit" gedacht wird, bekommt mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse einen mehr als faden Beigeschmack.

"Es handelt sich um ein politisches Denkmal mit einem klaren Aussagewert, der erklärt werden muss", sagt auch Stadtrat Holger Hase (45, FDP), zugleich Dozent für Militärgeschichte an der Dresdner Offiziersschule des Heeres.

Stefan Scharf (36, FDP) will den Abbau des Denkmals.
Stefan Scharf (36, FDP) will den Abbau des Denkmals.  © Holm Helis
FDP-Stadtrat und Militärhistoriker Holger Hase (45) fordert eine öffentliche Diskussion über das Ehrenmal.
FDP-Stadtrat und Militärhistoriker Holger Hase (45) fordert eine öffentliche Diskussion über das Ehrenmal.  © Steffen Füssel

"Einen ehrwürdigen Charakter hat [das Ehrenmal] längst nicht mehr"

Am 8. Mai 1951 wurde das Sowjetische Ehrenmal auf dem Albertplatz enthüllt.
Am 8. Mai 1951 wurde das Sowjetische Ehrenmal auf dem Albertplatz enthüllt.  © SLUB / Deutsche Fotothek

"Dafür wäre es nun an der Zeit. Die Zivilgesellschaft muss sich dazu positionieren." Denn das Denkmal ist in der Vergangenheit auch wiederholt Anlaufpunkt für Ewiggestrige gewesen.

Der russisch-nationalistische Motorradclub "Nachtwölfe", dessen Präsident Alexander Saldostanow (59) als Putin-Freund gilt, hat es ebenfalls schon besucht.

"Einen ehrwürdigen Charakter hat es längst nicht mehr", findet Scharf und würde das Denkmal am liebsten abbauen und dem Militärhistorischen Museum übergeben.

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"Die Kontextualisierung kritischer oder unbequemer Gedenkzeichen sollte Vorrang vor Beseitigung oder Versetzung haben", heißt es dazu aus dem Denkmalamt.

Das Bild einer ukrainischen Fahne wurde samt Blumen an dem Denkmal abgelegt.
Das Bild einer ukrainischen Fahne wurde samt Blumen an dem Denkmal abgelegt.  © Steffen Füssel
Die Russen-Rocker der "Nachtwölfe" besuchten das Denkmal am 8. Mai 2018.
Die Russen-Rocker der "Nachtwölfe" besuchten das Denkmal am 8. Mai 2018.  © Ove Landgraf

Konkrete Planungen, das Denkmal wie den Obelisken in Nickern mit einer Informationstafel zu ergänzen, gebe es jedoch nicht.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel & Holm Helis

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